Selbsthilfe in Düsseldorf Schüler streichen ihre Schule neu
Düsseldorf · Unter der grauen Farbe schimmert noch ein bisschen Orange hervor, hier und da sind auf den Wänden in der Städtischen Realschule Friedrichstadt auch Schmierereien zu sehen. Das soll sich nun ändern: Drei Tage lang streichen Schüler gemeinsam mit der Malerinnung Düsseldorf den Schulflur an.
„Die Schule soll ein Wohlfühlort sein“, sagt Schülersprecherin Michelle Krannich. Aktuell seien die Wände allerdings ungepflegt. Immer wieder versuchte die Schülervertretung, die Stadt dazu zu bewegen, die Wände zu streichen – bisher ohne Erfolg. „Dann haben wir uns gedacht, wir machen das selber“, sagt die 15-Jährige.
„Als ich hier angefangen habe, haben die Schüler mich direkt auf die Wände angesprochen“, erzählt Christoph Lehmann, der Anfang August die Schulleitung übernommen hat. Das Gebäude blickt auf eine 108-jährige Geschichte zurück. „Das sieht man ihm auch an.“ Deshalb hat er den Schülern die Streich-Aktion gern ermöglicht – und eine Kooperation mit der Malerinnung ins Leben gerufen.
Und so greifen seit Anfang der Woche Auszubildende der Malerinnung und fünf Schülerinnen gemeinsam zu Farbrolle und Pinsel und tauchen die Wände des Schulflurs in ein dezentes Grau. Die Materialkosten hat die Stadtverwaltung übernommen.
Wie wichtig den Schülern die Verschönerung ist, zeigt die Bereitschaft zum Mitmachen: Ursprünglich sei geplant gewesen, dass maximal vier Schüler für einige Stunden mitstreichen, sagt Lehmann. „Allerdings haben wir mehr Zulauf, als wir unterbringen können.“
Bei unserem Besuch sind es fünf Mädchen aus der zehnten Klasse, die in Maleroveralls geschlüpft sind und ruhig und zügig arbeiten. Das Streichen gefalle ihnen „sehr gut“, sagt die Schülersprecherin. Die Maler geben ihnen Anweisungen, die sie direkt umsetzen. Und auch die Profis sind zufrieden: „Es ist ein reiner Mädels-Trupp, aber die machen das super“, gibt Lehmann die Rückmeldung eines Malers weiter.
Das Projekt dient übrigens auch der Berufsorientierung, sagt der Schulleiter. Er würde sich freuen, wenn der ein oder andere Schüler sich für den Beruf des Malers entscheidet.
In den drei Tagen, in denen die Malerinnung an der Schule ist, „versuchen wir so viel wie möglich zu schaffen“, sagt Lehmann. „Was übrig bleibt, übernehmen wir in Eigenregie.“ En Stockwerk allerdings bleibt vorerst noch im nicht mehr ganz frischen Orange. Dort sind die Decken circa vier Meter hoch. Weil man für das Streichen Gerüste aufstellen muss, müsste das die Stadt organisieren. „Schüler und Eltern beschweren sich“, bedauert Lehmann. Bisher sei die Schule „vertröstet“ worden, er hoffe nun, dass die Stadt im nächsten Schuljahr die Initiative ergreift und auch diese Wände streichen lässt.
Aber die Verschönerung des Gebäudes geht über das Streichen hinaus: „Hier ist einige Zeit lang etwas verschlafen worden“, sagt der Schulleiter. Er hat durchgesetzt, dass die Realschule neue Decken und Lampen für eine freundlichere Atmosphäre erhält. „Bald bekommen die Schüler auch Spinde“, ergänzt er. Auch mit dem Streichen ist die Schule noch nicht fertig: Ende November streichen Eltern und Schüler drei Klassenzimmer.