Zunehmender Antisemitismus Warum die Uni Düsseldorf jetzt einen Beauftragten für Antisemitismus hat
Düsseldorf · Seit dem Überfall der Hamas auf Israel nimmt der Antisemitismus an der Heinrich-Heine-Universität zu. Rektorin Anja Steinbeck will ein Zeichen setzen und hat einen renommierten Experten für den Posten gewinnen können.
Die Heinrich-Heine-Universität (HHU) reagiert auf den wachsenden Antisemitismus auf dem Campus und hat den Sozialwissenschaftler und Antisemitismus-Forscher Heiko Beyer zum ersten Antisemitismusbeauftragten ernannt. „Die HHU soll ein sicherer Ort für alle sein, die hier lernen, lehren und arbeiten – insbesondere auch für Jüdinnen und Juden“, sagt Rektorin Anja Steinbeck. „Feindseligkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung haben hier keinen Platz.“
Für den Posten konnte die HHU einen Experten gewinnen. So ist Beyer mit Professor Lars Rensmann von der Uni Passau Leiter der Studie zur Verbreitung antisemitischer Einstellungen in der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens, die von der ehemaligen Antisemitismus-Beauftragten des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, in Auftrag gegeben und jüngst unter großer Beachtung veröffentlicht wurde.
An der HHU gibt es wie an anderen Hochschulen seit Jahren Anlaufstellen für Antidiskriminierung. Wegen des erstarkenden Antisemitismus benennen inzwischen aber immer mehr Hochschulen Ansprechpartner speziell dafür. An der HHU soll Beyer nun antisemitische Tendenzen sichtbar machen, präventive Maßnahmen unterstützen und Betroffenen Hilfe bieten. „Ich stehe als Ansprechpartner für alle jüdischen Studierenden und Beschäftigten zur Verfügung und möchte offensiv gegen den leider immer stärker zunehmenden Antisemitismus, der auch an der HHU zu beobachten ist, vorgehen“, sagt Beyer, der zunächst für drei Jahre ernannt wurde. Der Sozialwissenschaftler soll auch das Gespräch mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf führen. Für das Sommersemester ist eine Veranstaltungsreihe geplant.
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel wurde der Campus der HHU immer wieder zum Schauplatz für den Protest gegen den Krieg im Nahen Osten und für Antisemitismus. So wurden auf dem Campus etwa schon ein Hakenkreuz-Symbol und pro-palästinensische Slogans entdeckt. Im Juni dieses Jahres sorgte dann ein pro-palästinensisches Protestlager von Studierenden vor Ort für Kritik. In Sozialen Medien glorifizierten die Aktivisten unter anderem die Hamas-Terroristen als Märtyrer. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf bezeichnete das Camp als „eine Schande für Düsseldorf.“ Jüdische Studierende beklagten immer wieder, sich auf dem Campus nicht sicher zu fühlen. Die HHU wurde dafür kritisiert, nichts gegen das Camp zu unternehmen, konnte aber das Hausrecht nicht auf das Außengelände anwenden.
Mit dem ersten Antisemitismusbeauftragten setzt die HHU erneut ein sichtbares Zeichen. Vor wenigen Wochen erst hatte sie die Holocaust-Überlebende Charlotte Knobloch, die früher Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland war, zur Heinrich-Heine-Gastprofessorin ernannt.