Veronika Uhlich erzählt Märchenzauber für Kinder und Erwachsene

Wersten · Die Erzählungen von Veronika Uhlich in der Werstener Stadtteilbücherei kamen nicht nur bei Kindern gut an.

Veronika Uhlich bindet ihr Publikum stets ein.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Welche Märchen kennt ihr?“ fragt Veronika Uhlich, sofort gehen gut 20 Kinderhände nach oben: „Rotkäppchen“, „Dornröschen“, „Hänsel und Gretel“, „Der gestiefelte Kater“. Das freut Veronika Uhlich, von Beruf Märchenerzählerin für Kinder und Erwachsene. Doch sie hat noch viel mehr Geschichten im petto.

Unter dem Motto „Märchenzauber, zauberhafte Märchen“ waren am Samstagnachmittag gut 35 Kinder samt Eltern der Einladung zum Märchen-Hören gefolgt. „Ich bin seit 17 Jahren Märchenerzählerin“, so Uhlich, „das macht mir viel Freude. Eigentlich habe ich beim Fernsehen gearbeitet, aber nach der Kinderpause habe ich ein Seminar über das Märchenerzählen besucht und wusste: Das will ich machen!“

Uhlich erzählt Märchen für Kinder ab dem Grundschulalter und für Erwachsene, an das Publikum und die Bedürfnisse angepasst. „Ich erzähle ausschließlich Volksmärchen. Das reicht vom Drachentöter bis zu Helden und Heldinnen.“ Märchen wird häufig ein veraltetes Weltbild nachgesagt, doch Uhlich widerspricht: „Es braucht keine modernen Märchen für Heldinnen. Die norwegische „Zottelhaube“ zum Beispiel ist eine typische Heldin der Volksmärchen, oder „Das Lumpenkind“. Heldinnen gibt es schon in Volksmärchen. Viele Erwachsene kennen aber nur die „Klassiker“ der Biedermeier-Zeit. Die wurden von konservativen Männern geschrieben und sind daher sehr konservativ. Sowas wie „König Drosselbart“ würde ich jetzt nicht empfehlen.“

Die Märchen sind interaktiv gestaltet und frei erzählt

Auf ihrer minimalistischen Bühne mit Spinnrad, Kronen und einer Märchenschatzkiste erzählt Uhlich vier Märchen. „Wir alle sind durch die Schule auf die 45 Minuten Aufmerksamkeitsspanne geprägt, Kinder wie Erwachsene, da bleiben wir auch dabei“, lacht Uhlich. Außerdem baut sie immer wieder interaktive Passagen zum Mitsingen, -klatschen und -raten ein. Die Kleinen machen begeistert mit, während die Großen eher genießen– bis sie dann beim Märchenquiz selbst auch aktiv werden müssen. „Märchen sind nicht nur etwas für Kinder“, sagt Uhlich, „20-30 Jahre ist nicht so das Märchenalter, aber danach kommen vermehrt Themen wie Schicksal und Trauer ins Leben, sodass man nach Anleitung sucht.“ Zu den Erwachsenenmärchen zählen unter anderem irische Sagen und buddhistische Erzählungen. „Immer verbunden mit der Frage „Wie würdest du handeln?“, so Uhlich.

Egal ob „Von dem Sommer- und Wintergarten“ (eine Variante von „Die Schöne und das Biest“), eine Geschichte wie die Sterne an den Himmel kamen oder eine Variante der türkischen Erzählung „Das Töpfchen“: Die Kinder lauschen und verlangen nach einer Zugabe. So legt Uhlich mit der Kurzgeschichte „Der Kobold und die Ameise“ nach.

„Frau Uhlich ist seit vielen Jahren in den Stadtbüchereien unterwegs“, erläutert Esther Körner von der Stadtteilbücherei Wersten im Anschluss. „Meist erzählt sie dann nur für eine Schulklasse, das fand ich schade und wollte das für alle öffnen.“ Der Erfolg gibt dem Experiment recht, keiner der Eltern verlässt die Veranstaltung ohne zufriedenes Gesicht oder Worte des Lobes. „Wir versuchen immer etwas für alle zu bieten“, sagt Körner, „gerade unser Leseclub „Geschenkte Zeit, geduldige Ohren“ wird sehr stark nachgefragt. Hier können Kinder und Erwachsene, die das Lesen und Vorlesen üben wollen, eine Stunde gemeinsam lesen. Für Einzelbetreuung stehen auch Lesepatinnen und -paten bereit.“