Filmabend in Düsseldorf Ein Abend für den Vater der Videokunst

Düsseldorf · In der Gesprächsreihe „Gespräch zur Kunst“ erinnerte der gemeinnützige Kunstverein 701 e.v. an den als „Vater der Videokunst“ bekannten Künstler Nam June Paik

Elke Gruhn, Jochen Saueracker und Maria Anna Tappeiner (v.l.) vor einemBild des jungen Paik.

Foto: Döring, Olaf (od)

Mathematik oder Musik? Nam June Paik entschied sich für Letzteres, weil ihm für die Mathematik die Geduld fehlte. So wurde aus dem jungen Koreaner zunächst ein Komponist und seit den 1960er Jahren ein Videokünstler, der die Musik mit seinen elektronischen Bildern und Klanginstallationen auf den Kopf stellte.

Schon früh kam Paik, der in Japan studiert hat, ins Rheinland. Seine erste öffentliche Performance jenseits konventioneller Musik fand 1959 an der Kaiserstraße in der Galerie 22 statt. Bei dieser „Hommage à John Cage“, sollten Radio, Tonband und ein umstürzendes Klavier das Publikum schocken. In Düsseldorf traf er auch auf Joseph Beuys, mit dem er zeitlebens verbunden blieb. Legendär ist das Konzert der beiden 1979 in der Kunsthalle. „Eine Sternstunde im Düsseldorfer Kunst- und Musikleben“, meint Detmar Westhoff, Kunsthistoriker und Vizepräsident des Kunstvereins 701. Im Rahmen seiner Reihe „Gespräche zur Kunst“ erinnerte der Verein bei einem Abend im Sky Office eindrucksvoll an den Ausnahmekünstler, der von 1979 bis 1996 als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie Video- und Medienkunst lehrte – als überhaupt Erster dieses Genres.

Gezeigt wurde zunächst der Schwarz-Weiß-Film „Nam June Paik – Open your Eyes (2010)“ von Maria-Ana Tappeiner. Diese O-Ton-Dokumentation besticht vor allem durch ihre Archivaufnahmen, in denen der Künstler „direkt“ mit seinem Publikum spricht, und den Interviews mit Zeitzeugen, darunter auch Paiks Witwe. Im Anschluss daran wurde bei dem von Elke Gruhn, Künstlerische Leiterin des Nassauischen Kunstvereins, moderierten Gespräch zwischen der Regisseurin und dem Künstler und ehemaligem Paik-Assistenten Jochen Saueracker, noch einmal deutlich, wie avantgardistisch Paiks Videokunst war. Was für heutige Instagram- oder Tiktok-User zum digitalen Alltag gehört, stellte zur damaligen Zeit eine Pionierleistung dar. Auch die grenzenlose Kommunikation, verbreitet über den gesamten Globus, sieht Paik voraus, genau wie die damit verbundene Gefahr der Überflüssigkeit. So spricht er in einem Interview vom Electronic Superhighway, lange bevor das Internet zur medialen Realität wird.

Übrigens, 701 e.V. bemüht sich seit 2005, jungen Künstlern Starthilfe zu geben mit Hilfe von Ausstellungsprogrammen sowie Vermittlung von Atelierräumen wie derzeit beispielsweise in den ehemaligen Büros von Henkel, den „Artist Residencies“ in Holthausen.