Hüttengaudi im Apollo Oktoberfest im Varieté – keine schlechte Idee

Düsseldorf · Im Apollo-Varieté wird nun zu einer bayerischen Hüttengaudi eingeladen. Trotz Lederhosen, Dirndl und Stimmungs-DJ kommt die Akrobatik nicht zu kurz.

Mit ihren natürlich bayerisch angehauchten Kostümen verbindet das Apollo Ballett die Auftritte der einzelnen Künstler.

Foto: Frank Kirschstein

Das Oktoberfest in München beginnt zwar erst am 15. September, im Apollo Varieté können die Gäste aber nun schon feiern. Das neue Programm „Bavarieté - Apollo‘s Hüttengaudi“ erlebte eine bejubelte Premiere.

Stimmung

Es gibt außer Bayern in der ganzen Republik kein anderes Bundesland, dessen Sitten und Gebräuche den Bewohnern aller anderen Bundesländer so bekannt und vertraut erscheinen. Kurzer Griff in die Klischee-Kiste: Der Bayer trinkt täglich Unmengen helles Bier aus sauschweren Literkrügen, die Männer tragen Lederhosen, die Frauen nur Dirndl und wenn sie einmal in ihren Akzent verfallen, sind sie sehr schwer zu verstehen und im Fernsehen werden Untertitel eingeblendet, obwohl sie ja eigentlich Deutsch sprechen?! Oder kann sich irgendjemand erinnern, schon mal auf einem „Mecklenburg-Vorpommerischen Abend“ gewesen zu sein?

Moderation

Die Zutaten für die Hüttengaudi im Apollo sind also gesetzt. Moderator und Discjockey Tomm – natürlich in Lederhose auf der Bühne – kommt aus München und sieht mit seiner etwas zu groß geratenen Sonnenbrille aus wie ein etwas zu klein geratener Robert Geiss, dem die Carmen abhandengekommen ist. Doch DJ Tomm ist im Gegensatz zu Robert Geiss ziemlich witzig und wenn man sich einmal auf seine Schunkel und Mitmach-Lieder einlässt, kommt richtig Stimmung auf. Souverän holt er Frauen aus dem Publikum auf die Bühne, die mehr als eine Minute lang Maßkrüge stemmen oder macht mit dem ganzen Saal eine musikalische Bobfahrt. Rechts rum, links rum, bremsen und man lernt den Tischnachbarn schneller kennen, als einem möglicherweise lieb ist. Seine jahrzehntelange Erfahrung macht sich bezahlt, DJ Tomm stand bereits mit sechs Jahren das erste Mal auf der Bühne und versteht sein Einheizer-Handwerk. Selbst das sonst eher etwas reservierte und auf Kosten des Hauses eingeladene Premierenpublikum ließ sich mitreißen.

Künstler

Wenn die Artisten, Jongleure und die Tänzerinnen des Balletts auf der Bühne stehen, spielt das Thema Bayern nicht mehr die Hauptrolle. Das Duo Nastya und Vitana zeigt sehr eindrucksvoll, wie man seinen Körper in Positionen verdrehen oder verbiegen kann, die man eigentlich nicht für möglich hält. Der Spanier Ivan Peres beherrscht die Kunst des Handstands, bewegt sich dabei sichtbar kraftraubend langsam und in schwindelerregender Höhe. Mit Bechern Jonglieren – die Kunst beherrscht Bruno Macaggi seit er acht Jahre alt ist. Nun ist er einer der wenigen auf der Welt, der es schafft, zwölf Becher gleichzeitig in die Luft zu werfen und gekonnt wieder aufzufangen. Viel Applaus für Emma Phillips, die zu einer wunderbar langsamen Version von „Über den Wolken“ am Luftring schwebt. Noch besser: Ihre Fuß-Jonglage, wo sie es mühelos schafft, einen ganzen Tisch in der Luft zu halten. Hoch über den Köpfen der Zuschauer: João Godinho, ein Ausnahme-Athlet, der die Schwerkraft am Trapez fast außer Kraft setzt.

Eine echte Granate: Pantomime Klaus Loch, der in der Lederhose eine gute Figur macht. Mit Worten, aber viel mehr mit Gesten und außergewöhnlichen Tanzeinlagen hat er die Lacher schnell auf seiner Seite. Schön choreografiert: Das Apollo-Ballett, das nicht nur kleine Umbaupausen weg tanzt, sondern mit ständig wechselnden Kostümen immer wieder für Stimmung sorgt.

Essen und Trinken

Ist ja logisch, dass es Brezn und einen deftigen Braten mit Klößen gibt und kein Heringsfilet, oder? Auf der Karte steht ein bayerischer Sauerbraten mit Krautfleckerln und Semmelknödeln. Braten und Krautfleckerln waren gut, die Knödel fast so hart wie Boccia-Kugeln. Wer möchte, kann statt des Sauerbratens aber auch das „Gegrillte Wiesnhendl“ mit Kartoffelstampf und geschmortem Gemüse bestellen. Kurz vor und in der Pause serviert, nicht zu viel und nicht zu wenig, klappt das mit dem Essen problemlos.

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