Trend aus Düsseldorf „Düsselräder“ rollen auch auf Mallorca
Franz Josef Maes bietet Service rund ums Fahrrad an. Seine bunten Eigenkreationen sind Maßanfertigungen.
Düsseldorf. „Das Zweirad an sich war mein liebstes Kinderspielzeug.“ Franz Josef Maes schmunzelt. Und zeigt stolz seine Motorräder, darunter eine 500er Kawasaki, und sechs Fahrräder, die er benutzt, im Wechsel. „Autos passen nicht in mein Leben“, meint der 53-jährige Selfmade-Man und eigenwillige Tüftler und machte sein Hobby zum Beruf.
Vor elf Jahren eröffnete er in einem Hinterhof in Unterbilk, Konkordiastraße 61, zunächst einen kleinen Kundendienst „Düsselrad“, den er Zug um Zug zu einem florierenden Fahrrad-Geschäft vergrößerte. Es verbirgt sich hinter einem unauffälligen, braunen Garagentor. Heute beschäftigt er zwei Zweirad-Mechaniker, und es stehen Hunderte von Drahteseln verschiedenen Alters und aus zahlreichen Ländern in mehreren Unterständen, Kellergewölben und Nebenräumen.
Mit Frau, Tochter und einer kleinen Groß-Familie von Freunden und „glücklichen Kunden“ nimmt Maes heute auch an der Sternfahrt von Rad-Aktiv, des 10. Düsseldorfer Fahrrad-Tages, teil. Ehrensache! Maes’ Spezialgebiet sind nicht schnittige Rennräder oder getunte Mountain-Bikes. „Bei mir gibt’s Hausmannskost“, erklärt er lakonisch und weist stolz auf seine Kreation, das farbige „Düsselrad“, das er nach Wunsch zusammenbaut. In 200 Farben. Orange, Olivgrün, Bonbonrosa oder marineblau. Gewölbte Rahmen und dicke Reifen, Schwanenhals-Lenker, faustgroße oder Mini-Klingel.
Kult hat seinen Preis. Je nach Sonderwünschen liegen die Räder in nostalgischem Look bei rund 700 Euro. Seine Website lockt Hunderte Kunden pro Jahr nicht nur aus allen Stadtteilen oder NRW, sondern aus München und Hamburg, die am Wochenende anreisen, um nach einer Probefahrt ihr Maßkonfektions-Rad zu ordern. Einige Düsselräder rollen gar in Salzburg und auf Mallorca.
Nach einer Lehre arbeitete der Ur-Düsseldorfer, geboren auf der Helmholtzstraße, zunächst in der Luftfahrt, war Sanitäter und Ballonfahrer. Alte Plakate in seiner Schreibstube weisen auf Heißluft-Ballons, Zeppeline und Flugzeuge der 1920er. Er liebt die schönen alten Sachen: Neben Computern steht eine alte Schreibmaschine, und wenn’s schellt, greift er zum Hörer eines 50er-Jahre-Telefons mit Wählscheibe.
Als seine Tochter zur Welt kam, sagte er dem gefährlichen Ballonsport Adieu und verdiente gutes Geld in München als Netzwerk-Techniker. Doch: „Ich bin der New Economy gerade noch entkommen, unbeschadet.“ Der Weg zum Fahrrad-Händler sei aus der Not geboren, so Maes.
Schnell sprach sich sein zuverlässiger Kundendienst herum. Dank eines gut sortierten Ersatzteillagers werden hier alte Hollandräder, Brot- und Butter-Kisten gewartet wie auch die eleganten Retrovelos aus Leipzig. Bis zu 1000 Kundendienste pro Jahr leistet seine Mannschaft, sagt er. Letztere Ballonräder, mit angepassten Lichtern, Satteln, Körben und Taschen bezeichnet Franz Josef Maes als seine ‚Speerspitze’. Und für die muss man dann auch schon mal 1500 Euro hinblättern.