Ein Professor fühlt den Düsseldorfern auf den Zahn

Der Soziologe Karl-Heinz Reuband hat wieder Fragebögen an 1000 Einwohner verschickt.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Als Wissenschaftler ist Karl-Heinz Reuband unbestechlich, er hält sich an die nackten Zahlen. Nur manchmal geraten diese Zahlen in Widerspruch, und dann steht der Soziologie-Professor vor einem Rätsel.

Zum Beispiel gilt Düsseldorf als eine der unsichersten Städte Deutschlands, die jüngsten Kriminalitätsstatistiken sehen die Landeshauptstadt hinter Frankfurt bundesweit auf Platz zwei. Das scheint die Düsseldorfer aber nicht zu beunruhigen, im Gegenteil: Die Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden, hat hier seit Jahren immer weiter abgenommen.

Schon mehrfach haben Reuband und sein Team an der Heine-Uni die Düsseldorfer seit 1997 zu ihren sozialen Verhältnissen und Einstellungen befragt, zuletzt — wie berichtet — kurz vor Weihnachten. Jetzt warten sie auf die Antworten.

Rund 2500 Menschen in der Stadt wurden angeschrieben und noch einmal erinnert. So kommt man laut Reuband bei postalischen Befragungen meist auf eine hohe Rücklaufquote von 50 bis 60 Prozent. 78 Fragen sollen sie beantworten, es geht um persönliche Verhältnisse, politische Einstellungen und die Zufriedenheit mit der Umgebung und der persönlichen Situation.

„Wie stark fühlen Sie sich mit Düsseldorf verbunden?“, lautet eine der ersten Fragen. So oder so ähnlich hat Reuband diese Frage schon mehrmals gestellt und stets eine hohe Verbundenheit der Düsseldorfer mit ihrer Stadt festgestellt, 93 Prozent lebten bei einer vergangenen Umfrage gern oder sehr gern hier.

Allerdings: Im Vergleich zu Hamburg und Dresden klingt die Zahl nicht mehr so gut. 44 Prozent kreuzten in Düsseldorf „sehr gern“ an, in Hamburg und Dresden waren es 64 bzw. 61 Prozent. In Hamburg ist Reuband aufgewachsen, in Dresden hatte er in den 9oern einen Lehrstuhl, bevor er nach Düsseldorf kam.

Ansonsten geht es ihm aber weniger um Städtevergleiche, er macht auch bundesweite Umfragen. Die Düsseldorfer sieht er vor allem als typische Deutsche und will aus ihren Antworten allgemeine Einstellungen erkennen — und ihren Wandel.

Die Zustimmung zu Rauchverboten hat sich hier über die vergangenen 15 Jahre deutlich erhöht. Aber wovon hängt die Einstellung beim einzelnen ab? Reuband hat festgestellt, dass Menschen mit höherem Alter, höherer Bildung und besserer Gesundheit eher für Rauchverbote sind.

So lassen sich manche Zahlen gut interpretieren, bei anderen muss auch der Wissenschaftler spekulieren. Die niedrige Furcht vor Kriminalität in Düsseldorf ist dann möglicherweise nur ein Gewöhnungseffekt.

Es passt aber zur insgesamt hohen Zufriedenheit der Düsseldorfer mit ihrer Stadt, zuletzt lobten etwa 88 Prozent die Einkaufsmöglichkeiten. Große Probleme fallen einem Drittel gar nicht ein, am häufigsten werden noch Baustellen genannt.