Düsseldorf Ein Schneider setzt auf Maßarbeit

Uwe Schimera bietet mit seiner Chimera Collection seit 25 Jahren Alternativen zum Mode-Mainstream.

Düsseldorf: Ein Schneider setzt auf Maßarbeit
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Die maßgeschneiderte schwarze Lederjacke ist in der Taille aufwändig gerafft und sieht sehr edel aus. „Gleich wird sie abgeholt. Ich bin jedes Mal vorher ganz aufgeregt“, sagt Uwe Schimera.

Der 55-Jährige macht Mode nach Maß für Frauen und schneidert alles, was seine weibliche Kundschaft braucht. Unter seinem Label Chimera Collection fertigt er Kleider, Kostüme, Jacken, Hosen, Mäntel und Blusen, auch Tauf- und Brautkleider. Am Wochenende feierte der Designer jetzt Jubiläum — sein 25-Jähriges Bestehen.

Der gelernte Schneider und studierte Modedesigner betreibt zusammen mit seinem Lebenspartner Michael Diehl (55) sein Geschäft an der Hohe Straße 48. Auf drei Ebenen mit 150 Quadratmetern hat er sein Atelier für Mode nach Maß samt Geschäftsräumen für die Kollektionen diverser Labels. „Die Maßschneiderei ist ein Standbein, die Boutique das zweite“, erklärt Diehl, der für alles Administrative zuständig ist. Etwa 50 Prozent des Umsatzes macht Schimera mit maßgeschneiderter Kleidung.

„Am liebsten nähe ich feminine Kleider“, erzählt er. „Aber leider wünschen meine Damen zunehmend sportlichere Modelle.“ Die Mehrzahl seiner Kundinnen ist berufstätig und sucht Mode mit Pfiff: „Ich nähe hauptsächlich Hosenanzüge und Kostüme für sie.“ Und die müssen meist auch noch reisetauglich sein: „Meine Kundinnen wollen keine Knitterware, wenn sie ihre Klamotten aus dem Koffer nehmen. Also wähle ich meist Stoffe aus Schurwolle mit Elasthan oder Kaschmir.“

Gute Stoffe und Handarbeit haben ihren Preis: mindestens 800 Euro kosten Hosenanzug oder Kostüm. Dabei ist es dem engagierten Schneider wichtig, dass das Modell zur Kundin passt. „Ich habe eine Dame, die liebt Nadelstreifen-Anzüge, dazu trägt sie stilsicher sogar immer eine Krawatte. Das sieht einfach umwerfend aus“, berichtet er.

Doch nicht alle Kundinnen wissen, was ihnen steht. „Viele sind unsicher und brauchen eine eingehende Beratung.“ Das schlimmste sei, dass sich alle Frauen zu dick finden: „Selbst die Kundin mit einer 34er Größe hat bei mir schon über ihre Figur geklagt.“

Schimera erklärt, woran das liegt: „Mainstream dominiert. Heute müssen Tasche, Jeans oder Jacke von einem bestimmten Label sein. Darunter hat die Vielfalt in der Mode sehr gelitten.“ Für Imageprodukte werde viel Geld ausgegeben, die übrige Kleidung werde bei Zara gekauft, beklagt der Fachmann.

Dennoch sind Schimera und Diehl überzeugt, dass ihre Branche Zukunft hat: „Die jungen Leute suchen wieder das Individuelle. „Wir haben junge Frauen hier im Geschäft, die wollen zum Abi-Ball kein Kleid von der Stange, das von vielen getragen wird, sondern etwas besonderes.“ Dafür lohne sich für viele sogar zu sparen.

Mittlerweile war auch die Kundin gekommen, um ihre schwarze Lederjacke abzuholen. Sie ist voll des Lobes und ganz begeistert. „Auch nach 25 Jahren ist es immer wieder wie eine Theaterpremiere für mich, bis ich weiß, ob die Kundin zufrieden ist“, sagt Schimera, nachdem die Kundin das Geschäft verlassen hat.