Einfach mal den Elbers gruscheln
OB-Wahlkampf: Videos im Internet, Chats und digitale Diashows, wer Oberbürgermeister werden will, braucht die Generation Mausklick.
Düsseldorf. Gruscheln ist ein Fantasiewort, eine Mischung aus grüßen und kuscheln und zumindest der Generation Mausklick so geläufig wie der tägliche Blick in den digitalen Briefkasten. Gegruschelt wird vor allem in den Internetverzeichnissen Studi-VZ und Mein-VZ. Dort trifft man alte (und neue) Bekannte aus Studienzeiten, knüpft Kontakte und ist Teil eines Netzwerks.
Mehr als eine Million Menschen haben sich auf diesen Plattformen registrieren lassen und präsentieren sich mit Bildchen und mehr oder weniger echten Daten aus ihrem Leben. Dirk Elbers, Erster Bürgermeister der Stadt und CDU-Kandidat für den Posten des Oberbürgermeister ist einer davon.
Sogar eine Gruppe unter seinem Namen findet sich dort. An die 90 Menschen sind Mitglied in "Dirk Elbers als Oberbürgermeister für Düsseldorf". Auch auf der Internetplattform Youtube, auf der Nutzer private Videos veröffentlichen können, ist Elbers unterwegs - zwei Videos aus dem Wahlkampf sind darin zu sehen.
Auf Youtube präsentiert sich auch Elbers SPD-Konkurrentin, Karin Kortmann. Wer sie nochmal bei der Eröffnung des diesjährigen CSD erleben will: Nach einem Klick mit der Maus flackert die Genossin über den Bildschirm. Eine Diashow über die Kandidatin findet sich auf der Internetseite Sevenload.
Zusätzlich haben Kortmann und Elbers auch noch eigene Homepages, auf denen sie sich und ihre Positionen präsentieren. So richtig interaktiv geht es darauf allerdings nicht zur Sache: Bei Elbers können User unter diesem Menüpunkt seinen Newsletter bestellen, bei Kandidaten-Kollegin Kortmann noch nicht einmal das. Immerhin plant die SPD eine Umfrage zu politischen Themen auf der Homepage.
"Natürlich spielt das Internet im Wahlkampf eine Rolle", sagt Professor Reinhold Görling vom Institut für Kultur und Medien an der Heine-Uni. "Die Frage ist nur, welche". Sinnvoll seien nur interaktive Angebote, weil erst dadurch kommuniziert werden könne. Wichtiger als die Menge der Möglichkeiten sei ihre Qualität. Die Kandidaten nur im Netz zu präsentieren, quasi als digitale Wahlplakate, reiche nicht aus.
Das wissen auch die Kreativen im Wahlkampf. "Mündige Bürger besorgen sich die Informationen, die sie brauchen, mittlerweile selbst", sagt Klaus Schmuck von der Bonner Agentur Kreativ-Konzept, die den Wahlkampf der SPD-Kandidatin gestaltet. "Die Partei liefert die Inhalte, wir die Verpackung."
Wobei sich die Inhalte etwa von Plakaten und Internetseiten vom Konzept her nicht nicht groß unterscheiden. "In beiden Fällen setzen wir auf die Kandidatin und auf ihre Themen", sagt Schmuck. Auf eine unterschiedliche Zielgruppenansprache - Internet für jüngere und klassische Wahlwerbung für ältere Semester - wird dabei verzichtet. Zum einen weil "das Budget nicht mehr hergibt", zum anderen, "weil die Person Kortmann für sich spricht". "Sie ist eine ausgereifte Persönlichkeit, die es uns leicht macht", findet Schmuck.
Ob sich hinter dem Profil Dirk Elbers auch tatsächlich der Kandidat verbirgt oder ein Trittbrettfahrer, kann niemand überprüfen. Max-Georg Weißhaupt, Sprecher der Jungen Union in Düsseldorf, hat da aber wenig Zweifel. "Zum Geburtstag habe ich von Herrn Elbers eine persönliche Nachricht über Mein-VZ bekommen."
Ob ihn Dirk Elbers auch gegruschelt hat, ist nicht bekannt. Dass er das ohnehin nicht bei jedem macht, aber schon: User Philipp M. hat am vergangenen Donnerstag "einfach mal den Elbers gegruschelt". Am Wochenende hat sich Dirk Elbers - oder wer sich hinter seinem Profil verbirgt - mal geschaut, wer ihn besucht hat. Zurück gegrüßt-kuschelt hat er bis heute nicht.