Eltern sauer: Kindersingen wegen Toten Hosen abgesagt

2000 Kinder hätten am Mittwoch in der Tonhalle singen sollen. Aus Sicherheitsgründen wurde das Konzert gestrichen.

Düsseldorf. Eigentlich hätten am Mittwoch 2000 Schüler im Rahmen der „Singpause“ ein Konzert in der Tonhalle geben sollen. Kurzfristig wurde die Veranstaltung jedoch von der Tonhalle abgesagt. Grund: der gleichzeitige Kartenvorverkauf für das Akustik-Konzert der Toten Hosen in dem Konzerthaus am 23. Juni. Informiert wurden die Schulen erst am Dienstagabend.

„Für die Kinder ist das ganz schlimm“, sagt Anna Wagner. Ihre beiden Söhne gehen auf die Selma-Lagerlöf-Grundschule, sie hatten sich schon auf ihren Auftritt gefreut. „Eine solche Veranstaltung ist im Vorfeld für Schüler, Eltern und Lehrer ein enormer Aufwand. Die Kinder verstehen das nicht. Hätte das nicht anders geregelt werden können“, fragt sich die Mutter.

Meike Knoche, Sprecherin der Tonhalle, verneint: „Die Ankündigung für den Vorverkauf war veröffentlicht. Das konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden.“ Die Tonhalle wollte kein Sicherheitsrisiko eingehen, wenn Grundschüler und wartende Hosen-Fans vor der Halle aufeinandertreffen, heißt es. Dem städtischen Musikverein als Träger des Projektes soll jetzt ein Ausweichtermin vorgeschlagen werden.

Diese Aussicht konnte Evelyn Lehmann-Eberhardt am Mittwoch nicht trösten: „Ich hätte meinen Enkel so gern singen gehört.“ Insgesamt waren am Mittwoch 3500 Schüler, Eltern, Musiker, Lehrer und Besucher von der Absage betroffen. „Das muss doch alles koordiniert werden. Solche Termine stehen anderthalb Jahre im Voraus fest“, sagt die Chorleiterin des Musikvereins, Marieddy Rossetto. Und noch etwas macht sie sauer: „Es hat am Dienstag bereits ein Konzert gegeben. Wir waren von 8 bis 13 Uhr in der Tonhalle. Niemand hat uns Bescheid gesagt.“ Das aber hätte den Schulen geholfen, denn einige Kinder hat der Rundruf nicht mehr erreicht. Sie sind am Mittwoch ohne Schulsachen in die Schule gegangen.

Ob nun ein baldiger Ausweichtermin gefunden werden kann, ist fraglich. Am 9. Juli beginnen die Sommerferien. Um so bitterer für die Schüler, die jetzt in der vierten Klasse sind und auf weiterführende Schulen wechseln, denn das Projekt ist nur für Grundschüler. Für sie würde das Konzert komplett ausfallen.

Mittlerweile muss der Musikverein für einen Konzertnachmittag auch die Kosten der Tonhalle übernehmen. „Das sind 1800 Euro. Seit 2007 bis ins vorige Jahr mussten wir nichts bezahlen“, sagt die Chorleiterin. Davor hat das Kulturamt die Kosten übernommen. Folge: Die Eintrittskarten werden für zwei Euro verkauft, vorher waren sie gratis. Diese Änderung ist dem Erfolg des Projektes geschuldet: Mittlerweile nehmen 54 Schulen daran teil. Jeweils zwei Mal pro Woche gehen ausgebildete Sänger in die Klassen, um 20 Minuten mit den Kindern zu singen und so musikalische Grundkenntnisse zu vermitteln. „Diese gute Sache soll möglichst vielen Schülern ermöglicht werden. Das konnten wir einfach nicht mehr alleine stemmen“, sagt Natalia Fedossenko aus dem Presseamt der Stadt.