English for Runaways: Sprache lernen beim Joggen
Zwei Dinge auf einmal machen: Bei der Entertrainerin Steffi Buss lernt man Englisch und hält sich dabei fit.
Düsseldorf. Wenn Gido Lange englisch spricht, läuft er meistens. Denn er ist ein Mensch mit wenig Zeit. Und so verbindet er das Angenehme mit dem Nützlichen. "Ich habe einen beruflichen Wechsel in naher Zukunft und muss im neuen Job gut Englisch sprechen können und fit sein", erklärt der 37-Jährige. So ist er durch einen Arbeitskollegen auf Steffi Buss aufmerksam gemacht geworden. Sie bietet Englischkurse im Laufschritt an. Und das ist wörtlich zu nehmen. "Ich jogge mit den Teilnehmern die Wunschstrecke und unterhalte mich ausschließlich in der Fremdsprache mit ihnen", erklärt Buss. Aber ihre Kunden müssen keine Marathonläufer sein - ein wenig Lauftraining reicht aus um Düsseldorfs schnellster Sprachlehrerin zu folgen.
Die Idee einen "laufenden Sprachkurs" anzubieten kam der freiberuflichen Sprachtrainerin vor eineinhalb Jahren. Wenn sie über ihr Projekt "Run and Speak" spricht, leuchten ihre Augen. Kein Gramm Fett ist an ihrem Körper, von Kopf bis Fuß ist sie durchtrainiert. Kein Wunder, schließlich sei sie oft gebucht. Dadurch immer in Bewegung.
Gido Lange hält gut mit. Sportlich wie sprachlich. Regen und Wind scheinen die beiden überhaupt nicht zu stören. "Ich sitze jeden Tag über eine Stunde im Auto. Die Bewegung tut jetzt richtig gut", brüllt er gegen den Wind an. Ihm ist anzumerken, dass er von Minute zu Minute wacher wird. "Ich verstehe mich ein wenig als Entertrainerin. Ich will die Menschen zum Laufen motivieren und gleichzeitig dabei helfen, Sprachen zu lernen", erklärt die viermalige deutsche Berglaufmeisterin.
Jeder kann ganz individuell einen Kurs buchen. Allein oder auch als Gruppe. "Wir können gehen, joggen oder walken." Sie passe das Tempo und auch die Strecke immer individuell an. "Ich will ja nicht, dass jemandem die Puste ausgeht." Einiges hat sie schon mit ihren Laufpartnern erlebt: "Das sind schon sehr unterschiedliche Menschen. Einmal hatte ich einen Gast aus Israel als Kunden. Er war Extremsportler und wollte immer nur an hohen Gebäuden vorbeilaufen um zu sehen, von wo er herunterspringen kann", erinnert sich Buss. Denn neben dem laufenden Sprachtraining bietet sie auch laufende Stadttouren an. In Düsseldorf ist das noch recht neu. In Metropolen wie Berlin, Madrid, New York oder Rom sind die joggenden Touristen schon eher im Stadtbild verankert. Steffi Buss ist sich aber sicher, dass ihr ungewöhnliches Angebot bald noch besser angenommen wird und setzt da auf die ganz Kleinen. "Vielleicht kommt ja auch mal ein ganzer Kindergeburtstag zu mir und ich zeige den Kleinen laufend ihre Heimatstadt."
Pläne hat die 35-Jährige genug. "In Deutschland gibt es ein Netzwerk, dort tauschen wir uns aus und erfinden immer Neues."
Schnell ist die Englischstunde von Gido Lange im Laufschritt rum. Ihm reicht es auch. "Das tat gut. Dem Kopf wie den Beinen."
Für Steffi Buss beginnt jetzt erst das Training. "Mit Kunden zu laufen, ist meine Arbeit. Zum entspannen jogge ich allein", sagt sie. Drei Paar Jogging-Schuhe verbrauche sie im Jahr - manch anderer braucht diese nicht im ganzen Leben.