Düssedorf. Linus Winter trägt auf dem Fahrrad immer einen Helm. "Das ist viel sicherer", sagt der Zehnjährige. Seine Eltern verzichten dagegen auf einen Fahrradhelm. "Wir sind schon erwachsen, wir brauchen das nicht", lautet ihre Antwort, wenn Linus mal wieder fragt, warum sie sich ohne Schutz auf ihr Fahrrad setzten.
Mit ihrer Meinung sind Linus’ Eltern bei weitem kein Einzelfall. Nur zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland tragen regelmäßig einen Helm. Und selbst bei den Kindern ist es nur jedes zweite. Das teilte gestern Simon M. Höher, Geschäftsführer der Verkehrswacht Düsseldorf, bei der NRW-Auftaktveranstaltung "Fahrradhelm macht Schule" in der Katholischen Grundschule Florensstraße mit.
Das Projekt der Landesverkehrswacht NRW soll Radhelm-Muffeln auf die Sprünge helfen. Im Rahmen der Radfahrausbildung in der dritten und vierten Klasse kommt im Unterricht auch der Fahrradhelm in allen 88 Düsseldorfer Grundschulen auf den Lehrplan. Wie wichtig eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema ist, weiß Michaela Gollwitzer, Fachberaterin für Verkehrserziehung und Lehrerin an der Katholischen Grundschule Essener Straße. "Wir wollen über die Kinder an die Eltern ran. Sie sollen ihr Wissen zum Fahrradhelm nach Hause tragen und die Eltern zum Mitmachen überzeugen." Denn die Eltern direkt zu erreichen, sei fast unmöglich.
Die Erfahrung hat auch Peter Reinhardt, Leiter Verkehrssicherheitsberatung Düsseldorf, gemacht. "Ab dem Teenageralter gilt der Fahrradhelm als uncool. Er zerstört die Frisur oder passt nicht zum Outfit", erzählt der Polizist. Da zieht auch das Argument nicht, dass bei vier von fünf Unfällen ein Helm schwere Kopfverletzungen vermeiden kann. Eine Fahrradhelmpflicht gibt es in Deutschland nicht, auch bei Kindern ist das Tragen freiwillig.
Zehn Euro genügen bereits als Investition in die Sicherheit. Denn auch ein Helm vom Discounter sei ebenso effektiv wie ein Markenprodukt, so Reinhardt. "Hauptsache, er hat das GS-Zeichen." Viele Frauen überzeugt aber weder die günstige noch die teure Variante. Weibliche Helmverweigerer sind auf Fahrradwegen deutlich häufiger anzutreffen als Männer ohne Kopfschutz.
Das hat auch eine Umfrage der WZ ergeben. Beate Lehmann (49) ist vom Fahrradhelm-Design nicht überzeugt. Alle Exemplare seien ausnahmslos "hässlich und unpraktisch". "Außerdem fahre ich mit dem Rad zur Arbeit. Da kann ich nicht mit platten Haaren ankommen." Auch Michael Leister (50) verzichtet auf einen Helm. Wenn er allerdings mit seiner fünfjährigen Tochter einen Ausflug macht, geht er mit gutem Beispiel voran. "Ich kann ihr ja nicht den Helm vorschreiben und selbst ohne mitfahren."