Fälscher stehlen Identitäten für Kreditkartenbetrug
Quartett klaute Taschen und nutzte Personalien der Opfer, um mit Kreditkarten Geld zu erbeuten.
Düsseldorf. „Dieser Modus Operandi ist uns noch nie untergekommen.“ Kriminalhauptkommissar Frank Langel schaut auf die Asservate: Ausweise, Pässe, Bankkarten, Stanz- und Laminiergeräte, Scanner . . . Das alles fanden er und seine Kollegen in einer Reisholzer Wohnung, dem Quartier einer Fälscherbande. Diese stahl Handtaschen etc., benutzte dann die Identität ihrer Opfer für hochkarätigen Kreditkartenbetrug. Der Schaden ist vermutlich sechsstellig.
Seit Mitte des Jahres gab es in Düsseldorf plötzlich immer mehr und mehr Fälle von Kreditkartenbetrug. „Weil diese Fälle zentral bearbeitet werden, fiel die Häufung schnell auf“, erklärt Polizeisprecher Marcel Fiebig.
Das Problem: Die Ermittlungen führten die Beamten lediglich zu zehn Briefkästen in der ganzen Stadt, zu denen die Fälscher sich Kreditkarten hatten schicken lassen — doch meist waren es nur Kästen von leeren Wohnungen, auf welche die Täter ihre Schein-Namen geklebt hatten.
Bis irgendwann die Adresse in Reisholz auffiel, weil dorthin auch Waren aus dem Internet bestellt worden waren. Die Polizei besorgte sich einen Durchsuchungsbefehl — und hatte Glück: In der Wohnung entdeckten sie nicht nur einen Großteil der Beute und die Fälscherwerkzeuge, sondern auch drei Südosteuropäer — zwei Männer (39 und 55 Jahre) sowie eine 37-jährige Frau.
Ein 61-jähriger Düsseldorfer stellte sich am Dienstag, ein Intensivtäter in Sachen Betrug und gerade auf Bewährung in Freiheit. Das gesamte Quartett sitzt jetzt in U-Haft.
Die Masche war ausgeklügelt: Die Täter klauten Taschen. Fanden sie darin EC-Karten, ließen sie sich mit den Personalien der Opfer Kreditkarten schicken und räumten das Konto leer, bevor die nächste Kartenabrechnung alles auffliegen ließ. Zudem fügten sie ihre eigenen Passbilder in die gestohlenen Ausweise der Opfer ein und gingen damit und mit den falschen Kreditkarten shoppen.
Um die Karten zu bestellen, fälschten sie „Postident-Formulare“, mit denen man sich postalisch identifizieren kann. Auch eigene Konten eröffneten sie so und reizten deren Dispo aus, bis der jeweiligen Bank auffiel, dass der Kontoinhaber gar nicht existierte.
80 Betrugsfälle konnte die Polizei dem Quartett bisher zuordnen, bis zu 20 Opfern stahlen die Täter die Identität. Sechs Kreditinstitute sind betroffen — erst für zwei wurden alle Taten ausgewertet, der Schaden liegt schon jetzt bei über 50 000 Euro.
„Ein sehr ausgeklügeltes System — und eine enorme kriminelle Energie“, sagt Frank Langel. Die Täter müssen sich jetzt wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs verantworten.