Gericht: Nächster Rassismus-Fall im Fußball
Eine Beleidigung während eines Kreisliga-Spiels endete in einer Schlägerei. Am Montag standen die Fußballer vor Gericht.
Düsseldorf. Bis zur 89. Minute war die Kreisliga-C-Partie zwischen Sparta Bilk II und Sportring Eller II (3:2) ein normales Fußballspiel. Als ein dunkelhäutiger Kicker aus Ghana seinen Gegenspieler foulte, kam es aber zum Eklat. Der 21-Jährige nannte seinen Kontrahenten angeblich „Scheiß-Neger“, Sekunden später flogen die Fäuste.
Wegen gefährlicher Körperverletzung mussten sich am Montag drei Spieler aus Eller, davon zwei Dunkelhäutige, vor dem Amtsgericht verantworten.
Denn der 21-Jährige, der für seine rassistische Bemerkung ein halbes Jahr vom Sportgericht gesperrt wurde, soll mit Faustschlägen traktiert und noch getreten worden sein, als er an der Außenlinie lag. Er trug eine Gehirnerschütterung und Prellungen davon. Einige Minuten lang war er bewusstlos.
Zuerst mit der Faust zugeschlagen haben soll ein 31 Jahre alter Spieler aus Eller, der am Montag die Aussage verweigerte. Was bei der „Rudelbildung“ am Mittelkreis passierte, konnten die Zeugen nicht klären. „Ich wusste nicht, was ich machen sollte“, räumte Schiedsrichter (50) ein, „so etwas habe ich noch nie erlebt“.
Nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Tritt gegen den Kopf möglicherweise auch von einem Zuschauer kam, der auf den Platz lief. Das Verfahren gegen einen 21-jährigen Ghanesen wurde eingestellt. Weitere Zeugen sollen am 22. April Licht ins Dunkel bringen.
„Rassismus ist leider kein Einzelfall bei uns“, sagt Manfred Castor, Geschäftsführer des Fußballkreises Düsseldorf, „ich habe selbst erst am Wochenende bei einem Spiel eine ähnliche Beleidigung erlebt. Das fängt schon in den Jugendmannschaften an.“
Der Umgangston sei viel ruppiger geworden. Der Fußballkreis hat mit Bernd Biermann einen Schiedsrichter-Obmann beauftragt, dem alle Rassismus-Vorwürfe gemeldet werden.
Dass das immer häufiger vorkommt, kann Peter Hofmann, Vorsitzender der Spruchkammer, allerdings nicht bestätigen: „Manchmal werden uns ein bis zwei Fälle im Monat gemeldet, manchmal hören wir über Monate gar nichts.“ Das bedeute aber nicht, dass es kein Problem mit Rassismus auf den Düsseldorfer Fußballplätzen gibt.
Die Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, weil die Aussagen selten zu beweisen sind. „So ein Satz ist ja in Rekordzeit gesagt“, weiß Hofmann, der es „unerträglich“ findet, dass die Vereine immer wieder Ausreden für die Ausfälle ihrer Spieler finden, nur weil sie ihnen sportlich helfen.
„Ich würde mir wünschen, dass die Vereine die Tabelle vergessen und diese Spieler konsequent ausschließen. Aber das passiert in den wenigsten Fällen.“
Hamit Uzun, Vorsitzender des türkischen SV Vatangücü Düsseldorf und seit 1978 als Spieler, Trainer und Funktionär im Düsseldorfer Fußball unterwegs, hat selbst schon rassistische Beleidigungen erlebt. „Es ist zum Glück weniger geworden. Aber noch heute haben andere Vorurteile gegen unseren Verein. Dabei sind wir ganz normaler Teil des Düsseldorfer Sports.“