Gerichtsstreit: Immendorff-Bild droht der Schredder
Galerist streitet sich mit der Witwe des Künstlers um die Echtheit eines Gemäldes, das aus der Spätphase des Malers stammen soll.
Düsseldorf. Es ist kein Geheimnis, dass der schwer kranke Jörg Immendorff in den Jahren vor seinem Tod nicht mehr selbst den Pinsel halten konnte. Trotzdem hat er aus seinem Atelier immer weitere Bilder verkauft. Wie viele dieser Werke im Umlauf sind, weiß offenbar niemand ganz genau. Vor dem Oberlandesgericht geht es nun darum, ob „Ready-Made de L’historie dans Café le Flore“ vernichtet werden muss. Darum streiten sich Galerist Michael S. und Oda Jaune, die Witwe des 2007 verstorben Künstlers.
Ein Gutachter hatte festgestellt, das Bild sei die Kopie eines Originals, das in Neuseeland hängt. Dabei seien etliche Details weggelassen worden. Es stamme auf keinen Fall von Immendorff selbst. Allerdings hat der Künstler später auch Werke seiner Assistenten autorisiert und damit anerkannt.
Der Bruder des Galeristen hatte angegeben, das Werk 1999 für damals 30 000 Mark im Atelier des Malers gekauft zu haben. Dabei sei ihm auch ein Echtheits-Zertifikat überreicht worden. Inzwischen hat ein Assistent des Kunstprofessors bestätigt, dass er dem Käufer das Bild übergeben und das Geld anschließend kassiert habe.
Der muss allerdings noch einmal vor dem Oberlandesgericht aussagen. Denn ein weiteres Gutachten hat ergeben, dass die Unterschrift Immendorffs von einem Schreibautomaten stammt. Der Assistent soll nun dazu aussagen, ob der Maler eine solche Hilfe benutzt hat, weil er selbst nicht mehr schreiben konnte.
Oda Jaune war auf das Bild aufmerksam geworden, als der Galerist es auf einer Aktion verkaufen wollte. Sie hält es für eine Fälschung und will das Werk vernichten lassen. In der ersten Instanz vor dem Düsseldorfer Landgericht hatte sie damit auch Erfolg. Der Ausgang des Prozesses hat auch Auswirkungen für andere Kunstliebhaber, die zu Hause einen vermeintlich echten Immendorff aus der Spätphase hängen haben.
Der Prozess wird am 17. Juni fortgesetzt. Da sollen der Immendorff-Assistent und der Bruder des Galeristen aussagen.