Geschichtswerkstatt: Garath hat jetzt ein eigenes Archiv

Die Helfer um Alfred Wagner haben jetzt eine Heimat und starten mit der Arbeit.

Düsseldorf. Normalerweise machen in dem ehemaligen Schleckerladen an der Matthias-Erzberger-Straße 9 in Garath Südost die Kinder des Familientreffs von SOS Kinderdorf ihre Schulaufgaben. Seit Kurzem allerdings gucken sie schon mal neugierig in einen Nachbarraum, in dem als Blickfang eine riesige Luftaufnahme von Garath aus dem Jahr 1968 hängt. Und wenn sie Glück haben, können sie Heidemarie Lauer bei ihrer Archivarbeit zugucken.

Denn seit wenigen Tagen ist in dem fast 36 Quadratmeter großen Zimmer das Garather Archiv untergebracht, das der Hobbyhistoriker Alfred Wagner mit anderen Interessierten derzeit aufbaut. Lauer hat darin die praktische Archivierung übernommen. „Ich hatte nur die Idee aber von Archivarbeit keine Ahnung“, sagt Wagner. Da war er auf Hilfe angewiesen. Die gab es vom Benrather Heimatarchiv, das Tipps zur Sortierung gab, vom Stadtarchiv, aber auch von vielen anderen Stellen.

Am Anfang stand ein Buch, jede Seite vollgeklebt mit Zeitungsartikeln und Fotos von Garath seit dem ersten Spatenstich im Februar 1961 bis zum Ende der 1970er. Eine Nachbarin hatte es vor zehn Jahren bei einer Haushaltsauflösung gefunden. „Du interessiert dich doch für Geschichte, wäre das nicht was für dich?“, wurde Wagner gefragt. Es war.

Konkreter wurde die Idee einer Garather Geschichtswerkstatt und eines Archivs als „Gedächtnis von Garath“ vor zwei Jahren im Rahmen der 50-Jahr-Feier. Dafür wurden alte Ansichten gesucht. „Die Garather spendeten so eifrig, dass ein großer Fundus an Fotos und anderen Ansichten zusammenkam, den ich zunächst in meiner Wohnung hortete“, erzählt Wagner. Im Zentrum Plus und in der Stadtbücherei gab es erste Ausstellungen, und der Leiter der Freizeitstätte räumte ein Kämmerchen leer, wo die Archivalien gelagert werden konnten.

„Nur arbeiten konnten wir darin nicht, es war so mit Regalen vollgestellt, dass nicht einmal mehr ein Stuhl hineinpasste“, erinnert sich Wagner. So wurde die Suche nach geeigneten Räumen das größte Problem. Vereinstechnisch wurde das neue Archiv bei der Bürger- und Interessengemeinschaft Garath (BIG) angegliedert, Geld für die Erstausstattung mit Geräten (1500 Euro) gab es von der Bezirksvertretung 10 und das Autohaus Brandenburg stiftete Büromaterial.

Und der Raum war gefunden, als das SOS Kinderdorf vor Kurzem eine leerstehende Ladenzeile in dem Nebenzentrum Südost übernahm. Die Organisation überlässt den Hobbyhistorikern den Raum sogar mietfrei. „Denn uns schwebt eine intensive Zusammenarbeit vor“, sagt der Garather SOS-Leiter Herbert Stauber.