Inklusion in Düsseldorf Menschen mit Behinderungen bleiben im Quartier mobil mit der Rikscha

Lierenfeld · Die gemeinnützige Gesellschaft „IGL“ bietet verschiedene Betreuungs- und Wohnformen für Menschen mit einer Behinderung an. Für kürzere Wege wurde ein ungewöhnlicher Fuhrpark angeschafft, der erweitert werden konnte.

Pfarrer Jochen Lütgendorf (l.) und IGL-Bewohner Mariusz Sniecikowski (r.) lassen sich von Jochen Klein durch Lierenfeld kutschieren.

Foto: Marc Ingel

Im Vorjahr feierte ein ungewöhnliches Projekt 20-jähriges Bestehen: „Die In der Gemeinde leben“ (IGL) ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die verschiedene Betreuungs- und Wohnformen für Menschen mit einer Behinderung anbietet. Die Diakonie und die von Bodelschwinghschen Stiftungen haben die Idee ins Leben gerufen, zurzeit werden fast 200 Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen an mehreren Standorten in Düsseldorf unterstützt. Um das Zusammenleben zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen zu verbessern, hat die IGL das inklusive Quartiersprojekt „Wir machen mit“ angestoßen, in diesem Zusammenhang den Ansatz „Radeln ohne Alter“, der ursprünglich aus Kopenhagen stammt, auf den Bereich Inklusion übertragen und damit in Düsseldorf eingeführt. Ein Ergebnis davon ist die „Quartiersrikscha“.

„Mit der Quartiersrikscha können mobilitätseingeschränkte Personen die Orte in der Stadt besuchen, die für sie ansonsten nicht erreichbar sind. Das Angebot wurde während der Pandemie auch von Familien genutzt. Beispielsweise hat eine ältere Dame ihre Wohnung 13 Monate nicht verlassen und sich wirklich unglaublich gefreut, wieder rauszukommen“, erklärt der Projektverantwortliche Benjamin Freese. Gefahren wird die für Fahrgäste kostenlose Rikscha von Ehrenamtlichen, die vorher eine kurze Schulung absolvieren müssen.

Die Rikschen werden, wenn sie nicht gerade quer durch Düsseldorf fahren, in einer Fahrradbox abgestellt und dann bei Bedarf von den Ehrenamtlichen dort abgeholt. Und genau mit diesem Quartierskonzept für mobilitätseingeschränkte Personen hat die IGL sich für einen Förderpreis beworben, den die Rheinwohnungsbau anlässlich ihres 90-jährigen Bestehens im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem Stiftungszentrum des Erzbistums Köln vergab – und konnte im Bereich Nachhaltigkeit offensichtlich mehr als überzeugen. Denn mit dem Gewinn in Höhe von 7500 Euro konnte anteilig jetzt eine zweite Quartierrikscha angeschafft werden.

Die erhielt bei der Einweihung mit Pfarrer Jochen Lütgendorf an der Unterbacher Straße in Lierenfeld auch gleich einen Namen. Nachdem die bereits bestens erprobte Rikscha Nummer eins Flotte Lotte getauft wurde, hört Nummer zwei nun auf den Namen Schnelle Elle. Bürgermeister Josef Hinkel war Pate der kleinen Zeremonie. Und klar, im Anschluss wurde natürlich sofort die ein oder andere Probefahrt im Viertel unternommen.

Die Idee der ersten Stadtteil-Rikscha ist von Menschen mit Behinderungen aus dem Matthias-Claudius-Haus Wersten im Rahmen des Projekts „Wir machen mit!“ entwickelt und anschließend erprobt worden. Das Angebot soll dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderungen stärker als Teil ihrer Nachbarschaft wahrgenommen werden, leichter an den Möglichkeiten des eigenen Stadtteils partizipieren sowie neue Kontakte können und die über das Stadtgebiet verteilten Angebote entsprechend vernetzt werden.

Der Kontakt zur Rheinwohnungsbau besteht übrigens schon seit längerem, denn das Wohnungsunternehmender mit 66 Mitarbeitern und einem Bestand von mehr als 6000 Wohnungen ist Vermieter der IGL am Kempgens- und am Kuthsweg in Lierenfeld. „So haben wir auch von dem Förderpreis erfahren und uns sofort beworben“, sagt Benjamin Freese. Und das hat sich jetzt ausgezahlt.