Gewalt gibt es nicht nur an Karneval
Demonstration auf der Kniebrücke. Frauen freuen sich über mehr Interesse an ihrem Thema.
Etwa 200 Düsseldorfer tanzten und sangen gestern auf der Kniebrücke bei Regen und Kälte gegen Gewalt an Frauen. Eine Fahrbahnhälfte war für die Demonstration gesperrt, anschließend ging es auf dem Johannes-Rau-Platz weiter. Die Organisatorinnen sind zufrieden, seit dem Start 2013 erfährt ihre Aktion mehr Zulauf, sagt Monica Brauer von Komma, dem Verein für Frauenkommunikation. Seit den Ereignissen an Silvester in Köln und den Maßnahmen an Karneval sei das Interesse an dem Thema gestiegen.
Vertreterinnen von Institutionen, die im Gewaltbereich arbeiten, unterstützen die jährliche Demonstration und befestigten dieses Mal ein Banner „Düsseldorf gegen Sexismus und Rassismus“ an der Brücke. Der Flashmob zu dem Lied „Break the Chaine“ wurde weltweit getanzt, im Rahmen der Aktion „One Billion Rising“ gegen Gewalt an Frauen.
Die Aufmerksamkeit die das Thema in Deutschland nach dn letzten Wochen erfährt, sehen die Düsseldorfer Teilnehmerinnen auch mit kritischem Blick. „Es kann nicht sein, dass die letzten Ereignisse nur zum Anlass genommen werden, vermehrt Flüchtlinge auszuweisen“, sagt Gülsen Çelebi, Trägerin des Dachaupreises für Zivilcourage. „Gewalt gegen Frauen geschieht überall, auch deutsche Männer greifen Frauen an, und auch das nicht nur an Silvester oder Karneval.“ Es gelte, für alle Frauen ein Zeichen zu setzen.
Es sei „ein Unding, dass Frauen mitten in der Stadt so belästigt werden können. Da gibt es noch viel zu tun.“ Das gewachsene Interesse sei dabei in vielerlei Hinsicht auch hilfreich. „Polizei, die Stadt, die Menschen sind viel wachsamer geworden“, sagt Birga Rüsch von Komma. Security Points, an denen zu Karneval in Düsseldorf Ansprechpartner standen, seien wichtig.
„Es blieb zwar ruhig, aber viele Frauen mit Problemen melden sich auch nicht gleich vor Ort, sondern erst im Nachhinein“, sagt Etta Hallenga von der Frauenberatungsstelle Düsseldorf. „Andere wollen kein Spielverderber sein oder glauben nicht, dass eine Anzeige Sinn macht.“ Flyer und Infozettel zu verteilen, Präsenz zu zeigen, Aktionen wie „One Billion Rising“ helfen Frauen ihrer Ansicht nach immer mehr dabei, ihre Scham zu überwinden, über ihre Erlebnisse zu sprechen und Hilfe zu suchen.
Das hoffen auch Jana Hansjürgen von Puls, der schwul-lesbischen Jugendarbeit, und Simona Sinescu von Intermigras, Verein Internationale Migrantinnen. „Es hat nichts damit zu tun, woher jemand kommt.“. Bei der Aktion geht es daher auch nicht um bestimmte Gruppen. Ziel ist ein weltweites Zeichen, jedes Jahr wieder.