Grippe-Impfung: Praxen müssen Patienten abweisen

Schweinegrippe: Der Impfstoff geht aus. Jetzt führt die Mangelverwaltung zu Knatsch zwischen Stadt und Impfärzten.

Düsseldorf. Die Sprechstundenhilfe in der Praxis an der Oststraße klebt im Akkord Pandemrix-Aufkleber in Impfpässe. "Der Impfstoff wird knapp", sagt Dr. Michaela Rieke. "Wir haben in der Woche 100 Dosen und verimpfen sie zum Teil in zwei Tagen." Dienstag ließen sich sogar 120 Menschen in der Praxis immunisieren. "Ob wir die Impftermine am Freitag überhaupt einhalten können, wissen wir nicht", sagt ihr Mann Dr. Burkhard Rieke. Nur 100 Dosen lagern noch im Kühlschrank.

Der Hersteller des Impfstoffes Pandemrix hat Schwierigkeiten, für Nachschub zu sorgen. Und der Engpass kommt in Düsseldorf als Erstes in den Praxen der Impfärzte an. "Wir mussten heute schon zehn Patienten mit einem Impftermin absagen", berichtet Dr. Enrico Kuhnert von der Grafenberger Allee.am Dienstag.

"Ein immenses logistisches Problem." Ärzte wie Dr. André Schumacher (Hügelstraße) und Dr. Sulayman Jatta (Grafenberger Allee) vereinbaren Termine nur noch je nach ihrer Impfstoff-Zuteilung. An Dr. Christophe Melins (Luegplatz) Telefon läuft nur noch eine Ansage, dass Impftermine erst wieder ab Mitte Dezember zu haben seien.

Und bei vielen Ärzten schleicht sich die Vermutung ein, dass das Gesundheitsamt - welches den Impfstoff innerhalb Düsseldorfs zuteilt - die Impfstelle an der Erkrather Straße bevorzugt. "Wir haben nicht umsonst auf eine zentrale Stelle gesetzt", bestätigt Stadtsprecher Michael Bergmann. Die Impfung dort habe Priorität. Da manche Ärzte noch keine einzige Impfung abgerechnet hätten, bestehe zudem der leise Verdacht, der eine oder andere horte Impfstoff. "Das ist nicht im Sinne des Erfinders."

Eine Haltung, die Ärzte wie Kuhnert nicht verstehen: "Wir können die Abrechnung erst zum Ende des Quartals im Dezember machen. Aber wir führen natürlich Statistiken." Er sagt: "Wenn bei den Impfstellen mit zweierlei Maß gemessen wird, ist das ein Skandal."

Das sieht Prof. Heiko Schneitler, Leiter des Gesundheitsamtes, anders. Die Massenimpfung solle sich auf die Erkrather Straße beschränken, die niedergelassenen Ärzte sollten selektieren und vor allem chronisch kranke Patienten impfen. "Schwer vorstellbar, dass in einer Praxis pro Woche mehrere hundert chronisch Kranke geimpft werden."

"Warum sollte ich das beschränken?", fragt Dr. Burkhard Rieke. "Ich sehe nicht ein, warum Ärzte in Praxen und in der Impfstelle auf verschiedenen Stufen stehen." Zumal, sagt Dr. Sulayman Jatta, viele Menschen durch die langen Wartezeiten an der Erkrather Straße abgeschreckt würden. Am Dienstag ließen sich dort 1546 Impfwillige piksen. Die Wartezeit am Nachmittag: über eine Stunde.

Fakt ist: "Der vorhandene Impfstoff wird beim aktuellen Bedarf nicht reichen", sagt Schneitler. 10000 Dosen solle Düsseldorf Doonnerstag geliefert bekommen - die Nachfrage sei weit höher. "Ich kann nicht mehr verteilen, als ich habe", sagt Schneitler. Ein Problem, das nicht kommuniziert werde, ärgert sich Rieke. "Wir machen keine gemeinsame Mangelverwaltung." Er regt ein wöchentliches Treffen aller Impfenden im Gesundheitsamt an, um die Vernetzung zu verbessern. "Schließlich haben wir alle ein Ziel: Dass bald möglichst alle immun sind."