Umzug: St. Martin in der Maske

Von losen Perücken, schweren Kostümen und Schimmel Rocky. Ein Blick hinter die Kulissen des Martinszugs.

Düsseldorf. Der helle Raum ist voller, wild durcheinander rufender Männer und Kinder, die seltsam altertümlich gekleidet sind. "Meine Perücke hält nicht richtig", beschwert sich ein Mann in Lumpen gekleidet. "Das machen wir später", sagt Ursula Kasner, "erstmal kleben wir den Bart an." Sie ist an diesem St. Martinstag im Pfarrhaus der Lambertuskirche für die Maske zuständig. "Ich mache das in der dritten Generation", sagt sie im Vorbeigehen, bevor sie sich wieder dem Bettler zuwendet.

Grund des ganzen Trubels: Die Vorbereitung für den Martinszug des Reitercorps Wilhelm Marx durch die Altstadt. Für den gerade als Bettler zurechtgemachten Branko Alfermann, ist die Teilnahme längst Tradition. Er ist extra aus Göttingen nach Düsseldorf gekommen. "Ich spiele den Bettler seit 23 Jahren", sagt er nicht ohne Stolz. "Vorher hat mein Vater das 40Jahre lang gemacht. Er war der erste Bettler-Darsteller nach dem Krieg."

Sein Kostüm ist dagegen nagelneu. "Das Alte hat über 60 Jahre auf dem Buckel, da haben wir mal ein Neues bestellt."

St. Martin ist als Nächster an der Reihe. Er schnürt sich noch die Stiefel und steht in Unterwäsche im Raum. "Das dauert noch", ruft Engelbert Jäger scherzhaft. Er hat mehr anzuziehen als der Bettler: Unterwäsche, Kettenhemd, Wams, Helm und Schwert. "Das wiegt schon Einiges", stöhnt er. "Aber da friere ich nicht auf dem Pferd nachher", scherzt der 56-Jährige, der den heiligen Martin zum 18. Mal spielt und sicher im Sattel sitzt. Zuletzt zieht er den roten Mantel an. 25 Jahre hat der schon hinter sich. "Das Wetter hält uns nicht ab, nur wenn es regnet, saugt sich der Mantel voll und sodass dann alles noch schwerer wird."

Und so kommt es dann auch. Kaum sitzen Martin und seine acht Begleiter im Sattel, setzt leichter Regen ein. Schon im Kirchhof werden die Reiter und 16 jungen Fackelträger von Laternen tragenden Kindern und ihren Eltern umringt.

Ein wenig nervös werden die Pferde schon. Bettler Alfermann beruhigt während des Zuges Martins Schimmel Rocky. Die Leute sind trotz Regen zahlreich gekommen. Langsam wälzt sich die bunte Masse, angeführt von den Reitern, durch die Stadt. Durch die Bolker Straße führt der Weg zum Rathausplatz.

Im Scheinwerferlicht warten die Kinder auf den einen Moment. Martin wirft den Mantel zurück und zieht sein Schwert. Ein paar kräftige Hiebe, dann ist der mit Knöpfen zusammengehaltene Stoff getrennt. Die Kinder strahlen, als Martin eine Hälfte überreicht. Doch Rocky und Martin haben noch nicht Feierabend. Vor dem Uerige wird der Mantel eilig wieder zusammengeknöpft, bevor sich das Schauspiel auf dem Burgplatz wiederholt.