Stasi-Spitzel wegen Raubüberfalls angeklagt
Gericht: Angeklagter mit Vorgeschichte: Er sollte DDR-Fußballer Lutz Eigendorf töten.
Düsseldorf. Der Fußballer Lutz Eigendorf galt als "ostdeutscher Beckenbauer". Im Jahr 1983 kam er unter mysteriösen Umständen bei Braunschweig ums Leben. Wahrscheinlich war der Staatssicherheitsdienst für seinen Tod verantwortlich. Ein Stasi-Spitzel mit dem Tarnnamen "Klaus Schlosser" hatte den Auftrag, den Fußballer zu töten, der vor seiner Flucht für BFC Dynamo Berlin - den Prestigeverein des Stasi-Chefs Erich Mielke - gespielt hatte. Dieser ehemalige IM sitzt in Düsseldorf in Untersuchungshaft, weil er am 28.August den Schlecker-Markt an der Kölner Straße überfallen und 400 Euro erbeutet haben soll. Diese Tat streitet er ebenso ab wie den Mord an Eigendorf.
Er habe damals den Mord-Auftrag nur angenommen, um seiner Frau die Ausreise aus der DDR zu ermöglichen, erzählte "Klaus Schlosser", der seit Jahren in Düsseldorf wohnt. Ausgeführt habe er den Auftrag aber nicht.
Eigendorf hatte sich am 20.März 1979 nach einem Spiel von Dynamo bei Kaiserslautern abgesetzt. Hier spielte er zunächst vergleichsweise erfolglos auf dem Betzenberg. 1982 wechselte er zu Eintracht Braunschweig. Seit der Öffnung der Stasi-Archive nach der Wende ist klar: Die Stasi hat ihn nie aus den Augen gelassen.
Eigendorf kritisierte im Westen die DDR ganz freimütig in Interviews. Freunde warnten ihn: "Halt besser deinen Mund."
Wohl zu Recht, denn Eigendorf hatte im Stasi-Chef Mielke einen übermächtigen Feind. Der Minister war ein begeisterter Fan des BFC Dynamo, in dem nur die besten Kicker spielten. Nun ernteten die DDR-Elitefußballer nur noch Spott von den gegnerischen Fans. Mielke musste sich Gesänge anhören wie: "Wo ist denn der Eigendorf?"
Am 5.März 1983 knallte Eigendorf mit seinem Alfa Romeo bei Braunschweig gegen einen Baum und erlag zwei Tage darauf seinen schweren Verletzungen. Seltsam ist, dass er am Unfallabend deutlich weniger Alkohol getrunken haben konnte, als bei der Obduktion festgestellt wurde. Dieser Umstand wird als Hinweis auf einen Stasi-Anschlag gedeutet. Damit habe er nichts zu tun. Das beteuerte IM "Klaus Schlosser" stets.
Ein Verhandlungstermin wegen des Schlecker-Überfalls ist noch nicht festgelegt.