Heinos knallharte Seite im Stahlwerk
Zum 20-jährigen Bestehen der Halle ließ es der Ur-Düsseldorfer richtig krachen. Und eroberte ein ganz neues Publikum.
Düsseldorf. So viel Heino auf einmal gab es in Düsseldorf schon lange nicht mehr. Im Sommer 2013 ließ sich der Schlagerstar auf dem Stadtfest feiern und machte bei seiner Kirchentournee Halt in Oberbilk. Am Wochenende trat er nun im Stahlwerk auf.
Dicht gedrängt standen da die Fans am Freitag und holten mit lauten „Heino! Heino! Heino!“-Rufen ihren Star auf die Bühne: den gefeierten Schlagersänger und selbsternannten Rocker Heino.
Das Stahlwerk war eine ungewöhnliche Kulisse für den Mann, der früher nur Volkslieder schmetterte. Es gab einiges auf Augen und Ohren: Alte Schlager von einem Heino, wie man ihn noch von früher kennt, aber auch Rockmusik, Totenköpfe, Leder und Nieten. Mit seinem Einstiegssong „Junge“, machte Heino auch gleich klar, dass er rocken kann.
„Ich sehe ja, was ihr denkt: ‚Junge, wie du wieder aussiehst’. Heino und Totenköpfe — passt das? Ich sage euch, na klar passt das!“ Und weil sich Rocker nun einmal duzen, bot er dem Publikum prompt und unvermittelt das Du an. Und das wohl zurecht, denn seine Zuschauer waren erstaunlich jung.
So zum Beispiel die 19-jährige Anna Huber aus Grafenberg. „Total skurrile Situation, ich gehe sonst manchmal zum Feiern ins Stahlwerk“, erzählt sie. Durch ihre Eltern sei sie auf den „Heino-Geschmack“ gekommen, wie sie es nennt. Die alten Schlagerklassiker gefallen ihr weniger, dafür aber die Coverversionen von Rammstein, den Ärzten und Peter Fox.
Dass das Stahlwerk eine ungewöhnliche Kulisse für ein Heino-Konzert darstellt, findet auch der 26-jährige Marc-André: „Normalerweise treten hier eher andere Künstler auf, Rockmusiker, DJs und so weiter. Aber vielleicht ist das eine Chance für Heino, sich von einer anderen Seite zu zeigen. Die Lichtshow kommt jedenfalls gut an.“
Der Versuch des Künstlers, mit seinem Rockprogramm vor allem jüngere Zuschauer anzusprechen, scheint also gelungen. Viele singen jede Zeile der Texte mit und die aufwendige Lichtshow des Ur-Düsseldorfers lässt fast vergessen, dass Heino jemals etwas anderes war als ein Rocker.
Dennoch spielt der Sänger mit dem Publikum, tauscht von Lied zu Lied die Rollen. Wenn Heino seiner Seite als Schlagersänger den Vortritt lässt, ist es vor allem das ältere Publikum, das klatscht, schunkelt und laut mitsingt. Lässt es Heino dagegen im wahrsten Sinne des Wortes „krachen“, etwa bei Rammstein, ist das jüngere Publikum am Zug. Hannelore Meilen (62) begnügt sich dann mit Schauen und Staunen.
Staunen, wie sehr sich der Heino, dessen Musik ihre Jugend begleitet hat, doch verändert hat. Sie kennt Heino bislang nur aus seiner Zeit als Schlagerstar und muss sich mit dem neuen Image als Rocker erst noch anfreunden. „Wenn er zum Beispiel ‚Ja ja die Katja, die hat ja’ spielt, kommen viele alte Erinnerungen hoch, das gefällt mir besser“, meint sie.
Dass aber nicht nur der alte, sondern auch der neue Heino gut ankommt, zeigen die Reaktionen des Publikums. So manche Heino-Perücke lässt sich in den tanzenden Reihen erspähen und auch die dunkle Sonnenbrille, eines der Markenzeichen von Heino, sind ein beliebtes Accessoire unter den begeisterten Zuschauern.
Aber nicht nur für das Publikum war der Auftritt von Heino im Stahlwerk ein besonderes Ereignis, das Stahlwerk selbst feierte mit dem Schlagerstar seinen 20. Geburtstag.