Düsseldorf Hunderte Flüchtlinge suchen eine Wohnung in Düsseldorf
Wohin mit all den Menschen, wenn sie bleiben dürfen? Vor dieser Frage steht die Stadt. Das Problem: Derzeit wird aller Platz für die gebraucht, die immer noch kommen.
Düsseldorf. Wie kann man aus Flüchtlingen Düsseldorfer machen? Vor dieser Frage steht die Stadt derzeit. Der Strom aus den Krisengebieten reißt nicht ab; wo immer es geht, werden für die Erstaufnahme Unterkünfte aus dem Boden gestampft. Aber sie sind eben nur das: Erstaufnahmen. Mittelfristig gilt es, jenen, die ihre Heimat verloren haben, hier eine neue Heimat zu geben. Es bedeutet aber auch, dass noch mehr Nachfrage auf den ohnehin angespannten Düsseldorfer Wohnungsmarkt schwappt.
„Es ist eine sehr große Herausforderung“, sagt Thomas Nowatius, Leiter des Wohnungsamtes. Im Moment sind etwa 300 Flüchtlinge, deren Aufenthaltsstatus geklärt ist, bei ihm als wohnungssuchend registriert. Das Problem: Sie suchen natürlich vor allem günstigen Wohnraum. Und der ist knapp.
Nur rund sechs Prozent des Bestandes in Düsseldorf sind noch in der Mietpreis- und Belegungsbindung; zudem ist in diesem Segment die Fluktuation mit unter drei Prozent verschwindend gering. „Ich kann aber nur Wohnungen vermitteln, die auch auf dem Markt sind“, verdeutlicht Nowatius. Und: Eine Verantwortung hat er ja nicht nur gegenüber den Flüchtlingen, sondern auch gegenüber wohnungslosen Menschen in Düsseldorf.
Was der Stadt zurzeit sehr hilft, ist die große Hilfsbereitschaft der Düsseldorfer. Einer von Nowatius’ Mitarbeitern bündelt die Angebote von Vermietern, die Flüchtlingen Wohnungen zur Verfügung stellen wollen. „Er sagt: Das reißt nicht ab.“ 7,75 Euro pro Quadratmeter zahlt das Amt für solchen Wohnraum — für Düsseldorf nicht viel.
„Diese Menschen tun es also nicht für Geld, sondern wollen wirklich helfen“, sagt Thomas Nowatius. Zur Verdeutlichung: Durch eine Kooperation der Stadt mit elf Wohnungsunternehmen konnten seit Beginn des Jahres etwa 20 Flüchtlinsfamilien in Wohnungen vermittelt werden — durch Privatleute schon doppelt so viele.
Trotzdem: „Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Nur sehr wenige Angebote hat die Stadt zudem von Düsseldorfern, die Flüchtlingen ein Zimmer in der eigenen Wohnung als Privatunterkunft anbieten wollen. Nowatius: „Dazu sind nicht viele Menschen bereit.“
Aufgrund des Notstandes drängt die Stadt vor allem auf den Neubau von Sozialwohnungen und versucht, dafür Investoren zu finden. Die Suche nach Platz für diejenigen, die bleiben wollen, kollidiert aber auch mit der Suche nach Platz für all diejenigen, die immer noch kommen. So errichtet die Stadt auf zwölf freien Flächen (siehe Info-Kasten) jetzt erst einmal Wohnmodulanlagen für die Erstaufnahme.
Diese seien stabil konstruiert, für zunächst fünf Jahre von der Stadt gemietet und könnten dauerhaft stehen bleiben — auch für Flüchtlinge mit geklärtem Aufenthaltsstatus. Laut Birgit Lilienbecker vom Amt für Gebäudemanagement ist das aber wegen des gleichbleibenden Zustroms weiterer Flüchtlinge vorerst nicht denkbar. Gleiches gilt für bereits vorhandene Häuser, die umgenutzt werden könnten. „Wir bekommen eine Vielzahl leerstehender Büroimmobilien angeboten“, sagt Lilienbecker. Aber: „Wir brauchen im Moment alles für die Erstaufnahme.“
Viele der Menschen, deren erster Anlaufpunkt in Deutschland jetzt Düsseldorf ist, werden die Stadt also wieder verlassen müssen. Vielsagend weist Thomas Nowatius darauf hin, dass der Wohnberechtigungsschein, den sie bekommen, für ganz NRW gilt. Er hofft aber dennoch, auch einige Flüchtlinge hier halten zu können. Denn: „Das ist auch eine Chance, in der Stadt Menschen anzusiedeln, die wir aufgrund der demografischen Entwicklung dringend brauchen.“