Jetzt wird gefastet: Facebook ist die neue Schokolade
Bis Ostern wird jetzt der Verzicht auf Süßes, Alkohol oder Kaffee geübt. Arne van der Meer schwört dem sozialen Netzwerk ab.
Düsseldorf. Arne van der Meer hat mit dem Fasten am Dienstag begonnen, obwohl die Fastenzeit offiziell erst gestern angefangen hat. „Ich wollte meine Idee direkt umsetzen, bevor ich es mir anders überlege“, erklärt der 39-Jährige seinen Frühstart. Sieben Wochen will er dem sozialen Netzwerk Facebook abschwören. „Auf Kaffee und Süßigkeiten versuche ich ohnehin aus gesundheitlichen Gründen zu verzichten“, sagt der 39-Jährige. Gestern hat er schon gemerkt, wie schwer ihm der Verzicht fällt: „Ich habe mich mehrmals ertappt, wie ich auf die Facebook-Seite gehen wollte, als ich am Rechner saß und nichts anderes zu tun hatte. Das macht man ganz automatisch“, erklärt er. Etwa zwei Stunden am Tag verbringt van der Meer sonst in dem Netzwerk.
Auf soziale Netzwerke zu verzichten ist eine neue Art des Fastens. Die meisten verzichten auf Genussmittel wie Kaffee, Alkohol oder Süßigkeiten. Ulrich Erker-Sonnabend von der evangelischen Kirche hält den kompletten Verzicht auf Facebook nicht für sinnvoll: „Dabei geht es ja um soziale Beziehungen. Auf die muss ich in der Fastenzeit eigentlich nicht verzichten.“ Für ihn ist die Fastenzeit viel mehr eine Zeit, um über das Leben und Gewohnheiten nachzudenken. „So kann ich auch mal überlegen, wie viel Zeit ich eigentlich in sozialen Netzwerken verbringe. Und ob das alles so sein muss.“
Erker-Sonnabend hat sich für die nächsten sieben Wochen fest vorgenommen, täglich einen Moment zum Nachdenken zu nehmen, auch, um sich für eine kurze Zeit vom Alltagsstress freizumachen. Pfarrer Heribert Dölle rät, sich zwischen Aschermittwoch und Palmsonntag „zu besinnen und wach zu werden, für sich und sein Leben“.
Ähnlich sieht es CC-Präsident Josef Hinkel. Für ihn ist die Fastenzeit sehr wichtig. „Für mich bedeutet Fasten aber nicht nur Einschränkung“, sagt er. Vielmehr will er sich nach Karneval auf die wirklich wichtigen Dinge besinnen. Und das sind für ihn seine Familie und auch Gott.
Laut einer DAK-Umfrage beteiligen sich in NRW (Zahlen für Düsseldorf gibt es nicht) 45 Prozent der Menschen an der Fastenzeit, das sind elf Prozent weniger als 2012. Alkohol und Süßigkeiten führen dicht gefolgt von Fleisch und Zigaretten die Rangliste der Verzichte an. „Gezielter Verzicht kann zu einem besseren Einklang von Körper und Seele führen“, erklärt DAK-Sprecher Rainer Lange. Er hält Arne van der Meers Idee für gut: „Ein echter Gewinn kann die Entspannung im Umgang mit Handy und PC sein. Wer gesund leben und arbeiten will, braucht eine wohltuende Balance zwischen Job und Freizeit.“
Arne van der Meer hält den Verzicht auf Kaffee und Süßigkeiten für leichter durchsetzbar, als seine Idee. „Der Weg zum Supermarkt ist weiter, als der zum Computer. Ich denke, da ist es unkomplizierter, einen Verzicht auf längere Zeit durchzusetzen.“ Um die Fastenzeit tatsächlich durchzuhalten, lässt er sich überwachen: Er hat seine Freundin die Facebook-Passwörter ändern lassen und kann jetzt einfach gar nicht mehr in seinen Account.