Kinder eroberten die Ateliers

Akademie-Rundgang verbuchte einen Ansturm von 45 000 Gästen.

Foto: Helga Meister

Düsseldorf. Lange Schlangen sind keine Seltenheit beim Akademierundgang. Dass die Besucher jedoch schon am ersten Tag warten mussten, hing mit den verschärften Sicherheitsbestimmungen zusammen. Mehr als 1500 Besucher durften sich nicht auf einmal in den hohen Hallen aufhalten. So war es ein Stopp and Go. Als die Ordnungshüter gestern um 20 Uhr die Tür abriegelten, waren es abermals rund 45 000 Gäste, die die Studentenateliers an nur fünf Tagen gestürmt hatten. Doch auch das war noch nicht alles, denn nach 22 Uhr ging es in der Gursky-Klasse erst richtig los. Am Tage zuvor war bei einer ähnlichen Fete der Schulze-Klasse eine Scheibe zu Bruch gegangen.

Am Wochenende machten sich die Kinder selbstständig. Alexander Föllenz erlaubte ihnen nämlich, die Seile, Stangen und Leitern zu benutzen. So verwandelte der Nachwuchs die Abschluss-Präsentation des Künstlers in einen Spielplatz. Alles blieb intakt. Das ist wichtig, denn die Gursky-Klasse wird im Sommer ins Goethe-Institut nach Paris eingeladen.

Überhaupt war am Wochenende Familientag. Überall gab es Kinderwagen. Der Rundgang ist eine Veranstaltung, an der alle Generationen ihren Spaß haben. Und es herrschte eine Neugier, die selten ist unter Kunstgängern. Ji Hyung Song aus der Klasse Gregor Schneider hatte sich 70 Werke von Kommilitonen schenken lassen, um sie gegen etwas Persönliches einzutauschen. Die Gäste nahmen das Spiel sehr ernst, trennten sich vom Schnuller der Tochter oder von nagelneuen Sportschuhen.

Verkäufe aus dem Rundgang heraus gab es kaum, wenn man von der Postkartenkunst aus der Anzinger-Klasse für 10 Euro pro Unikat absieht. Das liegt an pfiffigen Galeristen, die sich beizeiten einen Künstler sicherten. Akademie-Preisträger Peter Uka etwa, Absolvent der Havekost-Klasse, fand in der Galerie Voss einen Kunsthändler, der die ersten Bilder buchte.

Es herrschte eine heitere Stimmung in den Räumen, vor allem im Raum 108 der Klasse Hörnschemeyer, in dem Jung und Alt auf diversen Treppen und Leitern herumturnte, um durch optische Gläser oder durch Dachluken zu schauen.

Ärgerlich war eigentlich nur, dass wie regelmäßig bei Rundgängen der Fahrstuhl der Rheinbahn an der Haltestelle Tonhalle ausfiel, so dass Väter und Mütter unter den Kunstgängern die Kinderwagen über die steilen Treppen tragen mussten.