Katholische Kirche „Himmelsleuchten“: Die katholische Kirche in Düsseldorf wagt neuen Aufbruch
Düsseldorf · Die „Missionale“ als dezentrale Gemeindebewegung macht von Fronleichnam bis Anfang Februar viele Angebote – dabei wird gewiss auch viel Kritik laut werden.
„Himmelsleuchten“: Zehn Jahre nach der „Missionale“ will die katholische Kirche in Düsseldorf noch einmal von Defensive auf Offensive umschalten. Nicht wie damals in Form von ein paar großen, auf die wenigen Tage zwischen Pfingsten und Fronleichnam komprimierten Events in der Innenstadt, sondern mit langem Atem und dezentral in den Stadtteilen – von Fronleichnam am 20. Juni bis Mariä Lichtmess am 2. Februar 2020.
Worum genau geht es? Schon um eine missionarische Kampagne, die jedoch nichts mit eifernden Bekehrungsversuchen zu tun habe, betont Frank Heidkamp, der aktuell als kommissarischer Stadtdechant fungiert, solange Ulrich Hennes wegen der Ermittlungen im Zusammenhang von sexuellen Belästigungen Erwachsener beurlaubt ist (in der Angelegenheit gibt es keinen neuen Sachstand, berichtete Heidkamp nach einer aktuellen Nachfrage beim Erzbistum in Köln). Nun also soll mehr von Gott und weniger von der Kirche die Rede sein. „Wir möchten auf die Menschen zugehen, sie wieder mehr für Jesus Christus und seine frohe Botschaft interessieren und begeistern“, sagt Heidkamp, der seit 2007 Pfarrer der Großgemeinde „Rheinbogen“im Süden mit Himmelgeist, Wersten und Holthausen ist.
Wallfahrt zu Säulenheiligen, Singen im Pflegeheim
Konkret ist erst einmal ein Programm für die ersten drei Monate bis Ende September geplant, etappenweise nachgelegt wird dann nach den Sommerferien. Fast alle Ideen sind in den Gemeinden entstanden. So stehen zum Beispiel eine Wallfahrt entlang der Düsseldorfer Säulenheiligen (5. Juli) oder Da Vincis Abendmahl als Straßentheater (Marktplatz, 19. Juni) an; im Benrather Schlosspark kann man es sich am 28. Juni auf Liegestühlen gemütlich machen und in den Himmel schauen; in Kaiserswerth schwärmen Gemeindemitglieder in Kneipen aus (21.6., 5., 6.,12.7.) oder laden auf ihre „Ansprechbank“ am Suitbertus-Stiftsplatz (20.6., 27.7., 3., 10.8.). Andere Katholiken gehen mit Chören in Altenpflegeheime und singen mit bettlägerigen Bewohnern deren Lieblingskirchenlieder. Apropos Musik: Die bekannte Kölner Band „Koenige & Priester“ hat mit „Der Himmel leuchtet“ einen eigenen Mottosong im Electronic-Dance-Style für die Düsseldorfer Kampagne aufgenommen: „Wir singen da einfach von der schönsten Nachricht der Welt, dass es Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod gibt“, verspricht Sänger Thomas Enns. Ein Livekonzert der Band soll die Aktionen im Februar beschließen.
Eigentlich wollte Ex-Stadtdechant Rolf Steinhäuser eine Missionale schon 2014/15 in Düsseldorf organisieren, nach seinem Weggang nach Köln übernahm Hennes die Planung und holte sich schließlich vor anderthalb Jahren die Zustimmung zur Mitarbeit in allen Düsseldorfer Pfarrgemeinden. Jetzt sind alle dabeigeblieben mit Ausnahme von Heilige Dreifaltigkeit in Pempelfort: Dort fand man die Aktion in der jetzigen Situation mit der Hennes-Beurlaubung nach langer Diskussion letztlich unangemessen, berichtet Michael Hänsch, der Geschäftsführer der katholischen Stadtkirche.
Zweifellos wird auch der innerkirchliche Gesprächs- und Handlungsbedarf immer wieder zur Sprache kommen beim „Himmelsleuchten“. Stichwort „Maria 2.0“: die von Münster ausgehende Reformbewegung von Frauen in den Gemeinden war zuletzt auch in Düsseldorf aktiv, vor allem in Gerresheim und Garath. Heidkamp hat viel Verständnis für die Frauen: „Ich bin sicher, dass die wichtigen Fragen nach der Zulassung von Frauen für kirchliche Ämter oder der Abschaffung des Zölibates lebendig bleiben, dass die Frauen da nicht nachlassen werden – und das ist gut so.“ Natürlich richteten sich die Fragen, was tatsächlich verändert werden könne, in erster Linie an die Bischöfe und den Papst.