Auszeichnung: Ein schreibender Landschaftsmaler
Jürgen Becker erhält den mit 15 000 Euro dotierten d.lit. – Literaturpreis der Stadtsparkasse.
Düsseldorf. "Die Malerei hat mich mehr beeinflusst als die Literatur", erzählte Jürgen Becker im Pressegespräch kurz vor der Preisverleihung in der Düsseldorfer Stadtsparkasse. "Ich wäre gerne Landschaftsmaler geworden, aber leider kann ich nicht zeichnen." So begann er mit sprachlichen Bildern zu "malen", nahm Orte, Landschaften und Häuser in seine Poesie auf. "Im Rheinland pulsierte ein bislang unbekannter ästhetischer Elan, und Düsseldorf war damals die Hauptstadt der bildenden Kunst", so der Autor, dessen Frau Rango Bohne hier an der Akademie studierte, ebenso Sohn Boris Becker, ein Meisterschüler von Bernd Becher.
Die Fotos seines Sohnes inspirierten Jürgen Becker zu literarischen Texten, vor allem aber auch die Bilder seiner Frau. Zu ihren Motiven entstanden Texte wie "Fenster und Stimmen" oder "Frauen mit dem Rücken zum Betrachter". Insofern ist Jürgen Becker ein idealer Empfänger des 6. Literaturpreises der Sparkasse, der Autoren auszeichnet, deren Werk einen Bezug zu anderen Kunstformen oder Medien aufweist.
Jürgen Becker wurde schon mit vielen Preisen geehrt, etwa 1967 mit dem Preis der Gruppe 47, 1995 mit dem Heinrich Böll-Preis der Stadt Köln, 2006 mit dem Hermann Lenz-Preis. Der 1932 geborene Kölner wandte sich zunächst der experimentierenden Avantgarde zu. "Felder" (1964) enthält Prosastudien und Sprachspiele. Noch heute, wenn er das Buch zur Hand nimmt, spürt er "das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren, noch einmal in den Strudel sprachlicher Bewegungen zu geraten."
Am 3. 9.,19.30 Uhr, liest Jürgen Becker im Heine-Haus aus seinem neuen Gedichtband "Dorfrand mit Tankstelle".