Düsseldorf Bob Dylan mit geschmeidiger Stimme

Die Musiklegende stimmte am Dienstag in Düsseldorf vor 3500 Fans überraschend sanfte Töne an.

Foto: Domenech Castello/dpa

Düsseldorf. Die amerikanische Musiklegende Bob Dylan ist nicht gerade bekannt für große Ansprachen an sein Publikum, im Gegenteil, normalerweise kommt dem Künstler kein einziges Wort über die Lippen. Um so größer ist da der Applaus, wenn der kauzige Lockenkopf sich am Dienstagabend in der Halle an der Siegburger Straße mit einem lauten „Thank you“ und dem Versprechen, bald auf die Bühne zurückzukehren, nach exakt 45 Minuten in die Pause verabschiedet.

Bei vielen seiner früheren Konzerte hatte man den Eindruck, dass dem Mann mit dem obligatorischen Hut seine eigenen Klassiker live nur noch wenig Freude bereiten. Oft bellte, keifte und krächzte er die alten Songs eher etwas lustlos ins Publikum, das solche Launen gutmütig hinnahm.

Bei seinem neuesten Album „Shadows In The Night“ waren es dagegen Coverversionen von Frank Sinatra, denen er sich vor dessen 100. Geburtstag widmete. Dazu gehören „I’m A Fool To Want You“ genauso wie „The Night We Called It A Day“ oder „All Or Nothing At All“.

Und die scheinen dem 74-Jährigen auch beim Konzert in Düsseldorf sicht- und hörbar richtig Spaß zu machen. Sanft interpretiert er die fremden Songs, schluchzt manche Balladen regelrecht und gibt ihnen trotzdem seinen unverwechselbaren Sound — sehr zur Freude der 3500 Fans in der Halle. Ab und zu deutet er auch den einen oder anderen Tanzschritt an, während er ansonsten Bewegungen eher sporadisch einsetzt und nur immer wieder zwischen dem Mikro und seinem Tasteninstrument die Position wechselt.

Dagegen ist es seine Stimme, die den Abend in Oberbilk dominiert, manchmal würde man sich wünschen, dass der hervorragend aufgelegten Band etwas mehr Raum eingeräumt würde. Vor allem nach der Pause gibt sich Dylan sehr geschmeidig, nur ab und zu setzt sich seine raue Kettensägestimme einmal durch.

Zu hören gibt es neben etwa einem knappen halben Dutzend Sinatra-Songs, die der alte Folkrocker im Stile eines Crooners präsentiert, auch den einen oder anderen Klassiker „Tangled Up In Blue“ vor der Pause oder „Blowin’ In The Wind“ als erste Zugabe, was von den Anhängern mit lautem Jubel bedacht wird.

Auch eigene Songs des vorletzten Bob-Dylan-Albums „Tempest“ finden ihren Platz in der 20 Stücke langen Setlist. Zum Schluss des zweiten Teils kommt mit „Autumn Leaves“ auch ein Stück von Yves Montand dazu.

Abgeschlossen wird das Konzert nach exakt zwei Stunden mit einem rockigen „Love Sick“, das Dylan als Rausschmeißer regelrecht herausbellt, kurz bevor in der Halle wieder das helle Licht angeht — und viele sich ob der harmonischen Töne verwundert nach Hause begeben.