Hörbuchhandlung Der Schnabel der Welt bietet 7000 Hörbücher
Ute Romeike führt an der Nordstraße eine Hörbuchhandlung. So was gibt’s nur noch in Berlin.
Düsseldorf. Sie ist Deutschlands Hörbuchmensch 2015. Die Auszeichnung, eine gläserne Scheibe, glänzt im Licht des kleinen Schaufensters an der Nordstraße. Ute Romeike kommentiert das mit unaufgeregtem Humor: „Das wird man schnell, wenn es nur so wenige gibt.“ Stimmt, aber genau darin liegt das Spektakuläre: Mit ihrer 30 Quadratmeter großen Hörbuchhandlung, die den schönen Namen „Schnabel der Welt“ trägt, ist sie eine nahezu einmalige Erscheinung. Nur in Berlin gibt es eine weitere — die Zweigstelle eines Wiener Unternehmens.
„Ja, es lohnt sich. Ich kann davon leben“, erklärt sie vorauseilend, bevor ihr die Frage überhaupt gestellt wird. Viele können es nicht glauben, Romeike beweist es seit 2002. Der Weg dorthin war alles andere als vorgezeichnet: Die 58-Jährige ist umtriebig, hat als Heimerzieherin gearbeitet, mal Jura studiert und mit ihrem Mann eine Werbeagentur betrieben. Literatur spielte für sie immer eine große Rolle — rein privat allerdings.
„Ich bin dann eine Weile zwischen Düsseldorf und Dänemark gependelt. Mit dem Auto. Da fing das an mit den Hörbüchern.“ Eine Nische, wie sie damals erkannte. Sie eröffnete einen Laden an der Sternstraße, zog ein Jahr später an die Nordstraße. Eine Toplage, wie sie findet. Das Publikum passt, Ute Romeike ist eine feste Größe in der Gemeinschaft der Händler.
Die Tür öffnet sich und Romeike gibt dem jungen Mann „Die drei ???“, bevor er danach fragen muss. Die beiden kennen sich. Die Tiefe ihres Sortiments sei der Schlüssel, dass sie sich behaupten könne. Ungläubig blickt man sich um im kleinen Laden. Romeike lacht. „Anfangs habe ich damit gestrunzt, dass ich mit 3000 Titeln alles hatte, was lieferbar war.“ Heute sind es 7000 Titel.
Hörbücher sind kein Geheimtipp, jede Buchhandlung bietet sie inzwischen. Wenige kennen sich so gut aus wie Romeike. „Oft hört man, das Buch ist gut, nehmen sie mal das Hörbuch.“ So was kommt ihr nicht über die Lippen. Sie will wissen, ob Hörspiel, Hörbuch, Feature oder inszenierte Lesung besser passt, ob ein bestimmter Sprecher reizt. „Das erste Hörbuch muss sitzen“, sagt sie. „Dann kommen sie immer wieder.“
Regelmäßige Autofahrer zählen zu ihren besten Kunden. Ganze Bibliotheken mit Hörbüchern gibt es in Firmen mit Außendienstmitarbeitern. „Die fressen die förmlich.“ Von Thomas Mann über die gängigen Krimis bis zu Star Wars-Ausgaben reicht ihr Sortiment. Stapelware, also Bestseller, die sich in den Buchkaufhäusern an den Eingängen türmen, gibt es bei ihr nicht. Romeike macht sich Mühe, sie räumt ihre Regale regelmäßig um. Und das lohnt sich.