Literatur Road-Trip zu dritt durch Andalusien

Düsseldorf · Mit „U-Turn Welcome“ hat der Düsseldorfer Autor Jo Schuttwolf seinen ersten Roman vorgelegt.

Jo Schuttwolf hat seinen ersten Roman veröffentlicht.

Foto: schuttwolf/Schuttwolf

Tom steckt in einer Midlife-Krise, Andy ist mit Anfang 30 ein gehypter, attraktiver Jung-Star der Werbebranche, der jeden Auftrag und jede Frau bekommt, auf die er es abgesehen hat. Und Juana – die Spanierin aus der Wüstenlandschaft Andalusiens, die aus Geldknappheit mit ihrem Studium nicht so recht weiterkommt. Drei Typen in verschiedenen Lebensabschnitten treffen in „U-Turn Welcome“ aufeinander. Genauer: Ihre Lebenslinien berühren sich plötzlich in Spanien. Ein Strickmuster, das nicht gerade neu ist, aber in Jo Schuttwolfs gleichnamigem Debütroman gut funktioniert und dem Leser manche Überraschung beschert.

Der 1961 in Düsseldorf geborene Schuttwolf, der über einige Umwege nach seinem Lehramtsstudium in der Werbebranche landete, machte in den 1990er Jahren eine steile Karriere als festangestellter Werbetexter. Später war er als Senior für große Kunden tätig. Ähnlich wie Andy – einer seiner Titelhelden – drehte er Filme für Warner Bros Movie World und textete für Unilever und Ford. In zwei großen Düsseldorfer Agenturen (Grey und Ogilvy) hat er alltäglichen Produkten eine spezielle Aura verliehen – ähnlich, wie im Buch Andy, der eine Suppe im Auftrag einer Londoner Firma promoten soll. Und dafür ein Filmset in Andalusiens Wüste sucht.

Sensibel beschreibt Schuttwolf die Atmosphäre – etwa von Toms Reise-Aufbruch – und baut geschickt drei Biografien in einem Spannungsbogen auf, macht neugierig auf die weitere Entwicklung der Charaktere und Berührungspunkte zwischen ihnen. So gelingt es ihm, dass der Leser schnell mit den Figuren vertraut wird.

Besonders nah kommt Tom,  dieser leicht neurotische Ex-Bank-Angestellte, der mit einer erfolgreichen Maklerin liiert ist und sich entschließt – während er im Mediamarkt einkauft – eine Pilgertour nach Spanien zu unternehmen. Per Vespa. Ein bisschen plötzlich kommt  diese Idee und zieht – verständlicherweise – manche Schwierigkeiten nach sich. Vom nötigen Kleingeld bis zur Ausrüstung, die er in einem kleinen roten Rucksack mit sich trägt.

Auf Charakterbeschreibungen versteht sich Jo Schuttwolf. So erhalten auch Andy und Juana klare Konturen. Auf allzu platte Klischees aus der Werbeszene verzichtet er zum Glück weitgehend. Manchmal geht bei ihm die Fantasie jedoch schon ein bisschen weit – und führt sogar zu einem Liebesakt zwischen dem sexuell aktiven Andy und seiner neuen Muse – nachts auf einem Mailänder Friedhof. Nun ja.

Und die Sprache? Die beherrscht Schuttwolf, lässt aber nicht zu sehr den Werbeheini „‚raushängen“. Der vorwärtsdrängende Stil zeigt sich in kurzen Sätzen und knappen, aber präzisen Beschreibungen von Landschaften und zwischenmenschlichen Stimmungen. Die Schicksale der Einzelnen, die erst am Ende irgendwie zusammen kommen, kommen dem Leser näher. Und so möchte man auf Seite 202 (da geht der Roman überraschend schnell zu Ende!) wissen, wie es mit Andy, Tom, seiner Frau Anette, Schwester Bea und der schönen Juana weitergeht… Aber in einem Roadtrip – als solchen bezeichnet Schuttwolf sein Erstlingswerk – geht es ja häufig um nicht mehr als um Episoden aus Lebensbiografien. Egal, ob die Figuren mit dem Auto, der Eisenbahn oder Flugzeug reisen…

Fazit: Kein großes Werk, aber ein gelungenes, unterhaltsames Kurz-Roman-Debüt. Locker und leicht verdaubar, vielleicht sogar am Sonntagnachmittag auf der Hollywood-Schaukel.

Jo Schuttwolf: „U-Turn Welcome“, erschienen im „swe“-Verlag (www.südwestbuch.de) 12,90 Euro.