Ein Spötter reist durch Europa

Das Heine-Institut präsentiert Briefe und Reise-Untensilien.

Düsseldorf. Bezeichnete Goethe Italien noch schwärmerisch als das „Land, wo die Zitronen blüh’n“, fand der Romantiker Heinrich Heine weniger schmeichelhafte Worte für die mediterrane Welt jenseits der Alpen. Genua zum Beispiel sei „hässlich über alle Maßen“, die Gebäude „morsches Menschenwerk“. Auch über nördlichere Breiten gießt er einen Schwall des Spotts. Ganz entsetzt zeigt er sich von England, namentlich London, dessen Armenviertel er für unbeschreiblich hält. „Das übertriebene London erdrückt die Fantasie und zerreist das Herz“, schrieb er im Reisejahr 1831.

Anlässlich der Düsseldorfer Literaturtage und des Bücherbummels, die unter dem Motto „Heines Europa heute“ stehen, zeigt das Heinrich-Heine-Institut an der Bilker Straße 12-14 eine große Schau mit Briefen, Pässen, Reiseutensilien und Multimedia-Installationen. Originalstücke sind nicht nur Heines Briefe, sondern auch der Reisekorb, mit dem Heine durch die Lande zog. Aus heutiger Sicht mutet das braun-beige Strohgeflecht verblüffend klein an und nur wenig tauglich für Ausflüge, die länger als einen Tag dauern.

„Wir zeigen ausschließlich Originale“, sagt Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heine-Instituts. Das Heine-Archiv sei so reich an Originalhandschriften, dass auf Faksimile verzichtet werden könne. Zu den Prunkstücken gehöre „Deutschland — ein Wintermärchen“.

Aus den Briefen ginge vor allem hervor, dass Heine ein großes Augenmerk auf soziale Verhältnisse richte, sagt Mit-Kurator Jan von Holtum. Auf der Nordsee-Insel Norderney beschreibe er den Tourismus und nehme adlige Kurgäste aufs Korn. Heine selbst klage über finanzielle Engpässe. „Heine trug sein Geld allzu oft in die örtliche Spielbank“, erzählt von Holtum. In einem Brief an den alten Düsseldorfer Schulfreund Christian Sethe bittet er um sechs Louisd’or. Geld sei in Heines Briefen öfters ein Thema, sagt Brenner-Wilczek. Seinem Verleger Julius Campe habe er etwa geschrieben, dass für diesen der Weg vom Herzen zur Brieftasche doch allzu weit sei.

Die Ausstellung genügt sich nicht allein in der Präsentation historischer Dokumente. Eine „Klangdusche“ hüllt den Besucher in rezitatorisch vorgetragene Texte ein.