Neue Werke von Ulrich Erben in der Galerie Sies+Höke. Mehr als nur Schwarzweißmalerei

Düsseldorf · Ulrich Erben zeigt „12 Bilder für einen Raum“ in der Galerie Sies + Höke.

Der Maler Ulrich Erben in der Galerie Sies+Höke.

Foto: Studio Kukulies, Düsseldorf/Studio Kukulies. Düsseldorf

Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Das sagt nicht nur der Kleine Prinz, sondern in der Bibel steht es ebenso, dass man nur mit dem Herzen gut sieht. Und Ulrich Erben, der bald 84-jährige Maler aus Düsseldorf, unterstreicht den schönen wahren Ausspruch mit seinen fabelhaften neuen Gemälden. Für die aktuelle Ausstellung bei Sies + Höke hat Erben einen Raum gewählt, in dem er die Extreme in zwölf Stationen zusammenbringt.

Sechs helle und sechs dunkle Leinwände, Hochformat, 100 mal 80 Zentimeter eines wie das andere, sind im vergangenen Jahr entstanden. Er hat die Schwarzweißmalerei als „12 Bilder für einen Raum“ gebündelt. Die Serie umfasst die Ex­treme der Farbpalette, von farbigem Schwarz und schattigen Weiß angesteuert, als auch die Extreme einer inneren Befindlichkeit: die Heiterkeit und die Melancholie, die Freude über ein erfülltes waches Leben wie die momentan durch Krieg verdüsterte Situation, die täglich durch Nachrichten aus Nahost und der Ukraine neu angereicherten Sorgen. Erben spricht von lichten Momenten, die wir uns alle erhofften, und vom schwarzmalerischen Präsens, dem wir uns stellen müssen.

Wer könnte diese feinen Tönungen besser zu einem künstlerischen Poem komponieren als Erben, dessen Position in der deutschen Nachkriegsgeschichte als singulär gilt auch wegen der Feinheit und Dichte des Farbauftrags. Zwischen Gefühl und Kalkül bewegt sich seine Malerei, was der Künstler bisher selten zugab, ihm nun aber der Autor und Kunsthistoriker Florian Illies in seinem Ausstellungstext bescheinigt.

Die sichtbare Mitte
hat die Kraft zur Zäsur

Was auffällt an diesen neuen Bildern, ist die Mittellinie, die alle Bilder präzise teilt wie ein Nabel den Körper, wie eine Landschaftslinie den Horizont. Diese sichtbare Mitte hat die Kraft zur Zäsur, doch jeder denkt sich dabei, was er mag. Er sei empfänglich für Räume, sagt Erben, diesen Raum habe er perfektionistisch hergerichtet für sein helldunkles, vielleicht unentschiedenes Anliegen. Tiefschwarz erscheint ein einzelnes Motiv, ohne Figur, abstrakt. Bei näherem Hinschauen lässt sich manch andere Tönung nur als Hauch entdecken, ein vorgetäuschter Pinselstrich, ein bisschen Rot – im grauen Weiß womöglich etwas Blau oder Gelb. Das bleibt das Geheimnis seines alchemistisch anmutenden Farbauftrags.

Die Zahl zwölf gilt als erhabene Zahl, als Ursprungszahl für Vollkommenheit über den Götterbildern, die die Menschen erschufen. Auf seinem Smartphone sucht Ulrich Erben die Abbildung von Dürers Kupferstich „Melancholia I“ und erklärt seine Beziehung zu diesem Meisterwerk, das ihn inspiriert haben mag. Der gewaltige Stein vor der Figur ist ein Körper mit zwölf unterschiedlich getönten Flächen. Außer diesem Dodekaeder will er die Sanduhr noch erwähnen. Denn Erben empfindet derzeit bedrückend stark die fliegende Zeit ohne klare Perspektiven. Wie wohltuend dagegen wirkt der hypnotische Schimmer auf jedem Bild. Wer spürt da nicht die Hoffnung? Malerische Hochkultur ist das, angereichert mit dem Spiel des Lichtes, das immer gerade zur Stunde vorherrscht.

Info Die Ausstellung läuft bis zum 5. April in der Düsseldorfer Galerie Sies+Höke, Poststraße 2+3. Mo. – Fr. 10-18.30 Uhr, Sa 12-14.30 Uhr.