K 20: Richters teures Bild zum Geschenk

Die TV-Journalistin Viktoria von Flemming hat sich von ihrem Alfred-Schmela-Gemälde getrennt.

Seit Mittwoch ist Gerhard Richters Porträt „Alfred Schmela“ in der Kunstsammlung am Grabbeplatz zu sehen.

Foto: Lepke

Düsseldorf. Die Kunstsammlung NRW erhält das Porträt von Alfred Schmela (1964) geschenkt, ein Frühwerk Gerhard Richters in dem für ihn damals typischen, verwischten Malstil. Eine Ikone der Kunst, mit dem Motiv eines Galeristen, der Kunstgeschichte schrieb. Das Gemälde wurde vom Vorsitzenden der Museumsfreunde, Robert Rademacher, bei einem internen Festakt der Museumschefin Marion Ackermann als Dauerleihgabe überreicht.

Die Schenkende ist die Kunsthistorikerin und TV-Journalistin Viktoria von Flemming, die mit heller Stimme am Telefon erklärt: „Alle Leute wollen immer nur Geld. Die Marktpreise steigen hoch, die Museen ziehen den Kürzeren. Ich bin ganz entschieden gegen das, was auf dem Kunstmarkt passiert.“

Im WZ-Gespräch erklärt sie, man müsse als Kunstbesitzer auch Verantwortung übernehmen und nicht nur ans Geld denken. Sie sagt: „Alfred Schmela, diese Urgewalt von einem Kerl, mit seinem Charisma, seinem Enthusiasmus, seinem Mut und seinem entwaffnenden Humor hat mich ungeheuer beeinflusst. Er hat mir schon als junge Studentin die Schwellenangst genommen.“

Während Alfred Schmela für die Aufbruchstimmung der Zeit stand, sei ihr zweites Vorbild, Werner Schmalenbach, das entscheidende Gegengewicht. Er habe ihr die notwendige Basis gegeben. Dem Gründungsdirektor der Kunstsammlung habe sie ihre Maßstäbe zu verdanken. Von beiden habe sie viel gelernt. Und mit Gerhard Richter sei sie seit der Biennale von Venedig, 1972, gut befreundet. Deshalb betont sie: „Das Schmela-Bild gehört einfach nach Düsseldorf. Ich hoffe, mit diesem Geschenk einen Anfang zu machen, damit sich noch mehr Kunstsammler von ihren Schätzen trennen.“

Robert Rademacher nennt diese Schenkung ein „wunderbares Ereignis. „Ich führe seit 30 Jahren den Förderverein, aber ich habe kein ähnliches Erlebnis. Das ist nicht nur materiell, sondern auch ideell die wertvollste Schenkung, die wir je bekommen haben“, sagt er. Nun hängt es in der zweiten Etage am Grabbeplatz, fast in Sichtachse zum Schmela-Haus. Es sei „ein wunderbarer Glücksfall, dass jetzt alles zusammenkommt. Er hoffe, dass das Beispiel der Viktoria von Flemming Schule macht.

Zur Historie: Gerhard Richter, Jahrgang 1932, ehemaliger Diplomwandmaler der DDR, war 1961 nach Düsseldorf gekommen und hatte an der Kunstakademie studiert. 1964 ging er einfach von der Akademie ab, ohne Abschluss, ohne Auszeichnung zum Meisterschüler. Und stellte am 9. September 1964 bei Alfred Schmela aus, dem Nestor der modernen Galeristen.

In dieser Zeit entstand das Schmela-Porträt nach Passbildern. Für die Übertragung der Bildvorlage arbeitete er mit einem Quadratraster, legte Bleistiftlinien übers Foto und malte maßstabsgerecht auf Leinwand. Er beließ es jedoch nicht beim akkuraten Abmalen. Vielmehr verwischte er die noch feuchte Farbe, indem er sie mit horizontalen Pinselstrichen verstrich. Nun ist das Bild ein frühes Dokument eines Künstlers, der nicht an eine eindeutige Wahrheit glaubt.

Schmela hatte 1957 seine Galerie eröffnet, indem er Yves Klein aus der Taufe hob, den Vorläufer von Zero, den Happenings und Performances. Schmela unterschied sich zeit seines Lebens vom Gros der Galeriekollegen, indem er nie mit Kunst spekulierte, auf Stile und Trends, Schulen und Fachlektüre verzichtete und ausschließlich seinen Sinnen und dem individuellen Geist des einzelnen Künstlers vertraute. Eine Künstlernatur unter den Galeristen. Das imponierte auch der bisherigen Besitzerin des Schmela-Porträts.

Düsseldorf wurde dank des Kunsthändlers von der Hunsrückenstraße und später von der Mutter-Ey-Straße zum unbestrittenen, auch international renommierten Zentrum der Szene in Deutschland. Es wäre es auch aus Sicht der Künstler, hätte die Stadt nicht Gerhard Richter aus seinem Atelier im Düsseldorfer Hafen einfach vor die Tür gesetzt. 1983 zog er nach Köln, wo er noch heute lebt.