Komponist Jörn Arnecke schreibt Opern für die Kinder

Der Komponist Jörn Arnecke über die Musik zu seiner Kinder-Oper „Ronja Räubertochter“.

Jörn Arnecke hat die Kinder-Oper "Ronja Räubertochter" komponiert.

Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. „Ronja Räubertochter“ heißt die neue Kinderoper nach dem Jugendbuch von Astrid Lindgren. Der Komponist Jörn Arnecke schrieb die Musik zu dem Stück, das am 26. Februar, 11 Uhr, an der Deutschen Oper am Rhein in Duisburg und am 26. März, 11 Uhr, in Düsseldorf uraufgeführt wird. Ein Interview:

Foto: Hans Jörg Michel

WZ: Geht man als Komponist an Kinderopern mit anderen musikalischen Mitteln heran als sonst?

Jörn Arnecke: Ich denke, die Planung der Werke verläuft grundsätzlich gleich. Da geht es darum, wie der Spannungsbogen verlaufen soll oder wie Klangwirkungen gesetzt werden. Die Musik ist so gedacht, dass nicht nur Kinder, sondern auch Eltern und Großeltern angesprochen werden. Das Stück ist aber weicher geworden als andere Musiktheater von mir, und wir haben uns klar und zügig ausgedrückt, damit keine Längen auftauchen.

Was kann man den Kindern an musikalischer Komplexität zumuten?

Arnecke: Zunächst sollte sich zeitgenössische Musik nicht vorrangig um Komplexität kümmern, sondern um musikalische Gestaltung, spezifische Klänge. Zum Beispiel erlebt Ronja einen frostigen Herbst. Zu dieser Situation habe ich auf eine spezielle Geräuschästhetik zurückgegriffen. Mir geht es nicht so sehr darum, viele musikalische Schichten übereinander zu legen. Ausgefallene Strukturen dürfen kein Selbstzweck werden.

Zeitgenössische klassische Musik gilt ja generell als sperrig. Hat sich das heute wieder etwas in Richtung Verständlichkeit gewandelt?

Arnecke: Das würde ich schon sagen. Meine Generation hat einen unbefangeneren Blick auf die Avantgarde als die Vorgänger-Generation. Das ist eine Erleichterung, weil man sich nicht mehr gezwungen fühlt, nur den klanglich neuesten Schrei zu produzieren. Es gehen heute mehr Komponisten aufs Publikum zu.

Wie erreicht man denn das Publikum?

Arnecke: Für mich war das Musiktheater immer ein wichtiger Ort, weil man hier das Publikum davon überzeugen kann, sich auf Ungewöhnliches einzulassen. Mit Bühne und Licht erschließen sich besondere, zunächst vielleicht fremd erscheinende Klänge viel leichter. Besondere emotionale Situationen brauchen auch eine besondere Musik. Außerdem sollte man als Komponist mit dem Publikum in Kontakt treten: Gesprächsveranstaltungen, Einführungen, Diskussionen helfen den Hörern, und auch der Komponist erfährt eine Resonanz.

Mit „Klingt meine Linde“ haben Sie schon mal eine Jugendoper komponiert - ein wichtiges Feld?

Arnecke: Ja, „Klingt meine Linde“, ebenfalls nach Astrid Lindgren, war ein wesentliches Stück für mich und eine Gelegenheit, musikalische Ideen für Jugendliche zu erproben. Und als Vater von zwei kleinen Kindern stelle ich mir die Frage, wie Kinder mit avancierten Klängen in Kontakt kommen; ich denke beim Komponieren daran, dass auch meine Kinder das einmal hören werden. Sie vor Augen zu haben, hat eine wichtige Rolle gespielt beim Komponieren.

Ein Stück wie „Ronja Räubertochter“ ist ja prädestiniert für musikalische Illustrationen. Was kommt denn so alles vor?

Arnecke: Ich habe mich mit dem Librettisten Holger Potocki frühzeitig ausgetauscht, um aus der reichen Palette an Stimmungen schöpfen zu können, die das Buch bietet: die Jahreszeiten, die Natur, die Räuber, Freundschaft und Liebe ... Die Zusammenarbeit mit Holger Potocki war dabei ein Wechselspiel: Den Schluss zum Beispiel haben wir verkürzt und verdichtet, weil es für die Musik günstiger erschien. In einer anderen Situation war es umgekehrt: Da brauchte ich mehr Länge für eine Chorszene mit viel Tumult und konnte ihn um etwas mehr Text bitten. Und er hat ihn geschrieben - rhythmisch passend auf meine Musik.