Literatur: Erinnerungen an Emil Barth

Heine-Institut: Eine Lesung mit Musik beleuchtete zum 50. Todestag des Düsseldorfer Dichters dessen Leben und Werk.

Düsseldorf. Die Texte verbreiten auf teils surreale Weise Trostlosigkeit und kommen der Wirklichkeit dennoch beklemmend nah. Emil Barth beschrieb seine Wahrnehmungen ungeschönt, und selbst beim Blick nach oben empfindet er eine "gläserne Wand des Himmels".

Zum 50. Todestag des im Jahre 1900 in Haan geborenen und 1958 in Düsseldorf gestorbenen Dichters gestaltete das Heinrich-Heine-Institut eine Lesung mit Musik, die Barths schriftstellerischen Pfad der Melancholie beleuchten wollte.

Zwei Schauspieler, Oliver Pribe und Daniel Marré, sowie ein Musiker, der Pianist und Komponist Bernd Wiesemann, ließen im gut besuchten Lesesaal die poetisch-ernsten Worte und sphärisch anmutende Klavierklänge miteinander korrespondieren. Dieses Wechselspiel lockerte die Matinee etwas auf und milderte die Trockenheit, die so leicht von lyrischen Lesungen ausgehen kann.

Galerist Peter Barth, der Neffe des Schriftstellers, hat die Textcollage aus Lyrik, autobiographischer Prosa und Essays zusammengestellt. Zur Auswahl gehört auch die 1939 zu Papier gebrachte Erinnerung an die Schulzeit und die plötzlich ins Extreme gesteigerte Leseleidenschaft, eine Gefühlsintensität, die Emil Barth als "Liebeswut" zur Literatur bezeichnete. Barths damaliger Lehrer habe die gesamte Schulklasse fürs Lesen begeistern können, und die aufs Pult gelegten Bücher hätten immer eine unwiderstehliche Verheißung von Geschichten bedeutet.

Barths Reflexionen über die Zeit des Dritten Reiches, die er in der "Inneren Emigration" verbrachte, kommen in Essays aus den Kriegsjahren 1943 bis 1945 zum Ausdruck. Im Jahr 1938 habe er bereits das Unheil nahen sehen in Traumbildern vom langsam versinkenden Kontinent "hinab in den schwarzen, schweigenden Schlund".

Zweimal war er in Düsseldorf ausgebombt worden. Er beschrieb auch den damaligen Zeitgeist als versteckte Lust zur Anarchie und Begeisterung dafür, dem Ungeheuerlichen zu huldigen. Die unstillbare Lebensgier sei am Ende die Gier nach dem Nichts gewesen.

In der Nachkriegszeit verfasste Barth Gleichnishaftes aus der Natur, enigmatische Verse über die "Tigermuschel", den "Meerzauber", Menschen, die Muscheln aufschneiden, um darin die Perle zu suchen, und den Mond über dem Kirschgarten.

Zur Lesung aus diesen Texten wechselt der Pianist Wiesemann das Instrument, verlässt den Flügel und spielt auf einem wie ein Glockenspiel klingendem Kinderklavier - zarter Ausklang der chronologischen Collage eines ernsten, recht kurzen Dichterlebens.