„Abenteuer Unvernunft“ ist Ihre Abschiedstournee…
Interview Mary Roos kommt zum Abschied nach Düsseldorf
Düsseldorf · Die 70-jährige Schlagersängerin Mary Roos tritt im Rahmen ihrer Abschiedstournee am Sonntag in Düsseldorf auf. Über die Höhepunkte in ihrer Karriere und was sie abseits des Showgeschäfts erzählt sie im Interview.
Mit gerade einmal neun Jahren veröffentlichte Mary Roos ihre erste Single. Mittlerweile sind es über 300 und 30 Alben. Im letzten Jahr startete die Sängerin noch einmal mit einem neuen Album, einem Kabarettprogramm und als Teilnehmerin der fünften Staffel von „Sing meinen Song“ voll durch. Nun verabschiedet sich die 70-jährige mit ihrer Tournee „Abenteuer Unvernunft“ von der Bühne. Vor ihrem Konzert am Sonntag in der Veranstaltungshalle an der Siegburger Straße haben wir Mary Roos bei einer Stippvisite in Düsseldorf getroffen.
Mary Roos: … geworden. Es war nicht so geplant. Die Tournee stand schon seit einem Jahr fest. Da war aber auch der Gedanke, Mensch – eigentlich wäre es jetzt ein guter Zeitpunkt aufzuhören. Ich glaube, es ist eine weise Entscheidung, dann zu gehen, wenn es am Schönsten ist und die Leute denken, wie schade, anstelle von wurde auch Zeit.
Wie war es an der fünften Staffel von „Sing meinen Song“ teilzunehmen?
Roos: Es war toll. Ich hatte die Sendung von der ersten Staffel verfolgt und war total begeistert. Da kam mir der Gedanke, ich würde gerne mitmachen, wenn ich etwas jünger wäre. Als sie angerufen hatten, habe ich sofort Ja gesagt.
Wolfgang Niedecken ist auch kein junger Hüpfer mehr und hat mitgemacht. Zudem mussten die Kollegen ja noch seine kölschen Texte lernen.
Roos: Ich liebe Dialekte. Ich finde Texte in Mundart können einen tief berühren. Ich komme aus Bingen und habe so stark Dialekt gesprochen, dass ich vor jeder Plattenaufnahme üben musste, damit der nicht durchkam. Ich mag besonders die Dialekte im Rheinland. Hier, genaugenommen in Ratingen, liegen meine familiären Wurzeln. Ich habe als Kind meine Ferien immer in Ratingen verbracht. Da ist der Sprung nach Düsseldorf nicht weit.
Macht es Ihnen nicht ein wenig Angst, was Sie mit all der freien Zeit anfangen, wenn diese Tournee abgeschlossen ist?
Roos: Das fragen mich tatsächlich viele. Ich bin jemand, der sehr gut mit sich alleine sein kann. Ich habe nie Langeweile. Ich weiß im Grunde gar nicht was das ist. Tatsächlich habe ich mir eine to-do-Liste angelegt mit all dem, was ich machen möchte. Außerdem gibt es auch ein Leben abseits des Showgeschäfts. Ich habe mich nie nur darauf konzentriert. So kommen meine Freunde vorwiegend nicht aus dem Business.
Verraten Sie uns was Sie abseits des Showgeschäfts gerne machen?
Roos: Ich mag es, für andere zu kochen, zusammen am Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten. Vielleicht mache ich mal ein Café auf. Der Gedanke gefällt mir, dass es dort vielleicht auch Ausstellungen und Musik gibt. Um 18 Uhr ist Schluss und ich gehe nachhause. (lacht) Mal schauen was noch kommt.
Wenn Sie auf ihre lange Karriere zurückschauen …
Roos: 61 Jahre!
… an welche Momente erinnern Sie sich besonders gern?
Roos: Die „Muppet Show“ war sicher eines der Highlights. Auch das „Olympia“ in Paris. Dort habe ich sechs Wochen gastiert. Ich habe in Frankreich auch Theater gespielt und sechs Alben in französischer Sprache aufgenommen. Dann war ich in Japan zusammen mit Marlon Brando und Peter Ustinov für die „Welthungerhilfe.“ Oder jetzt auch „Sing meinen Song“ … ich habe so viele schöne Sachen machen können, machen dürfen!
Gab es in diesen mehr als sechs Jahrzehnten keinen Moment in dem Sie gesagt haben, jetzt habe ich keine Lust mehr und mache was völlig anderes?
Roos: Als mein Sohn geboren wurde, habe ich sieben Jahre nicht gearbeitet. Was in unserer Branche eigentlich ein Todesurteil ist. Das war mir aber egal. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet und diese Chance wollte ich mir nicht nehmen lassen.
Was gab dann den Ausschlag, wieder einzusteigen?
Roos: Ein Zufall. Mike Krüger hatte angefragt, ob ich nicht zusammen mit ihm einen Sketch spielen würde. Wir mussten ja früher alles können: tanzen, singen, schauspielern. Das war Voraussetzung, um im Showgeschäft zu arbeiten. Damit war ich plötzlich wieder mittendrin.