Düsseldorf Photo Weekend Max Brugger zeigt Konflikt um Hambacher Forst
Düsseldorf · Der Ausstellungsraum Neospektiv in Düsseltal zeigt während des Düsseldorf Photo Weekends aktuelle Arbeiten von Max Brugger.
Der Düsseldorfer Fotograf Max Brugger hat in seiner aktuellen Arbeit „heading towards dystopia“ den Konflikt um den Hambacher Forst begleitet. Dabei hat der 27-Jährige den Schwerpunkt bewusst nicht auf Bilder von Sitzblockaden und Demonstranten, die von Polizisten aus dem Wald tragen gelegt, sondern versucht die unterschiedlichen Seiten des Konflikts dazustellen.
„Fotografie ist für mich verstehen“, erklärt Brugger seine Motivation, „mich interessiert, was die Leute antreibt.“ Nicht nur die Demonstranten, sondern auch die RWE-Mitarbeiter und die Anwohner, die ihre Häuser für den wachsenden Tagebau aufgeben müssen. Aber auch NRW-Innenminister Herbert Reul. Den er bei einer Diskussion mit Braunkohlegegnern in Düsseldorf portraitiert.
„Alle treibt die Angst vor der Zukunft an, vor der Dystopie“, ist sich Brugger sicher. Die RWE-Mitarbeiter sorgen sich um ihre Jobs. Die Klimaschützer um die Zukunft und die Anwohner um ihre Heimat. Es geht ihm nicht darum mit dem Finger auf eine Seite zu zeigen, sondern die Beweggründe beider Seiten nachzuvollziehen.
„Alle treibt die Angst vor der Zukunft an, vor der Dystopie“
Brugger war „15 bis 20 Mal im Hambacher Forst“, aber auch bei der Mahnwache der RWE-Mitarbeiter vor dem Landtag, bei Friday-for-Future Protesten, am Tagebau Garzweiler oder in geräumten Dörfern.
Dabei sind Fotos von mitunter absurden Situationen entstanden. Auf einer Fotografie hängen zwei Polizisten in voller Einsatzmontur an einem Kran über einer Baumkrone. Nur an einem Haken befestigt. Was der Betrachter nicht sieht: Die Beamten hängen über dem Baumhaus „Lorien“ im Hambacher Forst.
Auf einem anderen Bild sieht man eine hölzerne Figur der Heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute. Sie wurde grade von einem Pfarrer geweiht. Das Bild ist bei der Mahnwache der RWE-Mitarbeiter vor dem Düsseldorfer Landtag entstanden.
Max Brugger hat an der Hochschule Düsseldorf Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Fotografie studiert. Durch die Themen Protest und Konfrontation ist er zur Fotografie gekommen. 2016 dokumentiert er im Rahmen seiner Bachelorarbeit Helfer und Geflüchtete im griechischen Idomeni.
An den Protesten am Hambacher Forst hat ihn „besonders die Diversität der Bürger, die an den Demonstrationen teilgenommen haben“ gereizt. Aber auch der persönliche Bezug, er kommt ursprünglich aus Grevenbroich, ist nicht unweit vom Tagebau Garzweiler aufgewachsen. Menschen aus dem Umfeld von Familienangehörigen haben bei Zulieferern von RWE gearbeitet. „Bei den meisten Demonstrationen werden nur Ideologien auf die Straße gebracht. Meist rechte oder linke. Im Hambacher Forst war es anders. Verschiedenste Leute kämpfen für eine Sache“, sagt Brugger.
Das Projekt ist noch nicht beendet. „Es ist eher eine Zustandsbeschreibung. Die Zeitebenen verschwimmen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“