Düsseldorf - Theater an der Kö Max Schautzer: „Hier sind die Leute einfach besser gekleidet“
Max Schautzer ist in dem Stück „Meine Braut, sein Vater und ich“ zu sehen. Zum ersten Mal im Theater an der Kö.
Düsseldorf. Die warme, sonore und verbindliche Stimme hat Max Schautzer auch noch mit 75. Ockerfarbenes Sakko, darunter ein knallrosa Hemd. Wie aus dem Ei gepellt erscheint der Grandseigneur zum Interview. Obwohl er gleich in die Maske muss, denn abends steht er wieder auf der Bühne im Theater an der Kö in der Komödie „Meine Braut, sein Vater und ich“. Bis zum 10. Juli ist der TV-Oldie dort im Einsatz als Edmond de Sacy — und mimt mit hintergründigem Humor den schwulen Vater eines französischen Lebemanns. Schautzer, mit dem mehrere Mattscheiben-Generationen groß oder alt geworden sind, zeigt sich in bester Form und reist täglich von seinem Kölner Domizil nach Düsseldorf.
Herr Schautzer, Sie treten das erste Mal im Theater an der Kö auf. Sie kennen Düsseldorf aber schon länger.
Max Schautzer: Ja, weil ich seit Jahrzehnten mit meiner Frau von Köln nach Düsseldorf zum Einkaufen fahre. Hier sind die Leute auf der Straße einfach besser gekleidet. Und in den 80er Jahren war ich täglich hier als Leiter für das deutsche RTL-Radio-Studio. Außerdem habe ich hier einmal für die ARD vom Rosenmontagszug berichtet.
Warum treten Sie seit zehn Jahren verstärkt in Boulevard-Theatern auf?
Schautzer: Das macht mir viel Spaß. In den frühen 2000ern bekam ich ein Angebot aus München für das interaktive Stück „Scherenschnitt oder der Mörder sind Sie“. Da musste ich als Kommissar mit dem Publikum zusammen einen Mord aufklären. So war ich beides, Moderator und Entertainer. Und ich kehre zurück an meine Wurzel, da ich in den 1960ern Schauspiel-Unterricht nahm, in Wien und Köln.
Wie kamen Sie zu der Rolle als Senior Edmond in der französischen Komödie „Meine Braut, sein Vater und ich“?
Schautzer: Die Rolle wurde mir angeboten. Ich finde das Stück witzig und gut geschrieben. Der Regisseur muss sich nur davor hüten, zuviel Klamauk auf die Bühne zu bringen.
Und die Rolle als schwuler Papa?
Schautzer: Damit habe ich keine Probleme. Im Gegenteil. Ich kenne die Szene seit den ersten Fernseh-Übertragungen des Christopher Street Day in Köln. Damals habe ich für den WDR in einer Reportage aus einer schwul-lesbischen Tanzschule berichtet. Solche Aufgaben haben mich immer gereizt.
Ihre fließend akzentfreie Stimme gilt bis heute als Sympathieträger in Radio und Fernsehen. Man spürt gar nicht, dass Sie aus Kärnten kommen.
Schautzer: (Lacht) Sie meinen den österreichischen Akzent? Den hat mir meine erste Schauspiel-Lehrerin in Wien ausgetrieben. Und 1965 gab es im WDR eine elitäre Sprecherziehung. Da wurde mir als 25-Jähriger dann das Burgtheater-Deutsch abgewöhnt. Ich wollte auf keinen Fall hier als Berufs-Österreicher gehandelt werden. Zumal ich anfangs im Hörfunk Kultur- und Sportnachrichten gesprochen habe.
Zum Stichwort Radio. Warum haben Sie dort angefangen?
Schautzer: Schon als Kind wollte ich Radio machen; denn das Radio hat für mich die weite Welt ins Haus gebracht.
Sie leben seit gut 50 Jahren in Köln. Sind Sie denn ‚ne kölsche Jung?
Schautzer: Na klar. Durch und durch. Ich liebe die Stadt mit allen Facetten, vom Klüngel bis zum Karneval.
Ihre langjährige TV-Karriere nahm ja 2004 ein jähes Ende, weil Sie mit 63 Jahren für die Programmchefs plötzlich zu alt waren für die Sendung „Immer wieder sonntags“. Wie verkraftet man so etwas?
Schautzer: Gar nicht. Sie wissen ja, ich habe lange öffentlich gegen die ARD gekämpft. Es war mein Format. Deshalb habe ich den Rauswurf nicht einfach geschluckt; sonst hätte ich heute vermutlich Magengeschwüre. Aber ich stand immer auf mehreren Beinen, auch durch eigene Produktionsfirmen und war froh, die Goldenen Fernsehjahre als freier Mitarbeiter erlebt zu haben.
Und haben ein Buch darüber geschrieben „Rock’n’Roll im Kopf, Walzer in den Beinen. Antworten auf den Jugendwahn“. . .
Schautzer: Ja, weil das die ganze Gesellschaft betrifft. Meine Thesen darin werden heute (in der Zeit des Fachkräftemangels) oft zitiert. Und das Buch gilt, so sagt man mir, als Standardwerk. So erhielt ich viele Briefe aus anderen qualifizierten Berufsfeldern, auch von Diplomingenieuren.
Sie schreiben jetzt an einem neuen Buch?
Schautzer: Ja, da geht es um meine Biografie und den Wandel vom Schwarz-Weiß- hin zum Farbfernsehen.
Sind Sie eigentlich modern vernetzt?
Schautzer: Klar, ich habe sogar eine eigene Facebook-Seite. Ich hatte in kurzer Zeit rund 5000 Follower. Besonders gefreut habe ich mich über die Zuschrift eines jungen Mannes: „Max, Du bist ‚ne coole Sau.“