Performance Performance „Meeting Strangers“ im FFT zwingt zum Zuhören

Düsseldorf · Bei der Aufführung erzählten die Protagonisten die Geschichten, die hinter ihren Handy-Fotos stecken.

 Bei der Performance „Meeting Strangers“ im FFT erzählen die Protagonisten Geschichten zu ihren Handy-Fotos.

Bei der Performance „Meeting Strangers“ im FFT erzählen die Protagonisten Geschichten zu ihren Handy-Fotos.

Foto: Kamila Kurczewski

„Meeting Strangers“ – Fremde treffen – hieß die Performance, die am Sonntag im FFT Juta vom Forum Freies Theater zum ersten Mal aufgeführt wurde. Dieser Name beschreibt schon das gesamte Konzept dieser Performance, die eigentlich gar keine ist. Der Regisseur Ingo Toben möchte, dass mit Leuten geredet wird, über die sonst nur geredet wird. Acht junge Menschen, die aus verschiedenen Teilen der Welt nach Deutschland kamen, nehmen sich Zeit, um ihre Lebensgeschichten zu teilen.

Einen gewissen Rahmen für diesen Dialog gibt es dann aber doch. Die Zuschauer werden im Fünf-Minuten-Abstand zur Installation geführt. Der fast komplett in schwarz getauchte Raum entpuppt sich, sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, als Labyrinth mit schwarzen Wänden. In diesem Labyrinth bahnt sich jeder individuell den Weg, um sich die zusammengenommen ungefähr einstündigen Geschichten im Zwiegespräch anzuhören. Die jungen Menschen warten hinter den Ecken des Labyrinthes, sitzen auf Sesseln, Kissen oder einer Hollywoodschaukel, laden die Teilnehmer dazu ein, sich zu ihnen zu setzen und erzählen von ihrem Leben. Sie zücken ihre Handys und zeigen Fotos aus ihrer Kindheit, wie bei einer Diashow erzählen sie etwas zu jedem Bild. Die Geschichten beginnen oft fröhlich. Die Geflüchteten und Migranten berichten von ihrer Kindheit, ihrer Geburtstagsparty, von der es noch ein Bild gibt, oder von ihrem Lieblingsspielplatz. Umso stärker wirkt dann der Kontrast, wenn sie Bilder von leerstehenden Häusern zeigen, oder wenn sie erzählen, welche der Mitschüler auf dem Klassenfoto im Krieg gestorben ist oder vermisst wird – letzteres schmerzt fast mehr, als die Gewissheit des Todes.

Die jungen Menschen erzählen ihre Geschichten in aller Ruhe: Je nach dem, wann man in die Installation eintritt, erzählen sie sie schließlich auch schon zum zehnten Mal hintereinander. Doch es wirft dennoch die Frage auf, wie sehr ein Mensch abstumpfen kann, um solche Schicksalsschläge derart routiniert beschreiben zu können.

Das Smartphone, auf dem die Bilder gezeigt werden, ist für Geflüchtete noch wichtiger, als für alle anderen Menschen und darum auch zentraler Teil des Dialogs. Wenn sie mit ihrer Familie im Angesicht von Krieg und Terror alles hinterlassen haben, ist das Handy oft das einzige, was sie aus diesem alten Leben noch besitzen. Die Bilder darauf sind letzte Erinnerungen an ihre Heimat. Indirekt wird damit die Einfältigkeit und der Zynismus des oft aus der rechten Ecke kommenden Vorwurfs, Geflüchteten könne ja gar nicht so schlecht gehen, wenn sie doch ein Smartphone haben, überdeutlich.

Wer sich die Geschichten der acht jungen Menschen noch anhören möchte, bekommt am 07. und 08. März noch einmal die Gelegenheit im FFT Juta, jeweils ab 16 Uhr. Karten für die beiden Termine sind noch online verfügbar.