Quadriennale ist gut gestartet

Neugierige stürmten vor allem die Schau bei Julia Stoschek. Eine tolle Stimmung herrschte in vielen Häusern.

Foto: Sergej Lepke

Die offiziellen Reden zur Vernissage der Quadriennale waren am Freitagabend im NRW-Forum in vollem Gange, als sich eine lange Kette von Fußgängern vom Börsenplatz zur Schanzenstraße in Bewegung setzte. Junge Leute, Mittelalte und Senioren machten sich auf zur Julia Stoschek Collection. Das Stammpublikum weiß, dass es dort keinen Parkplatz gibt, weil der Hof als Freiluft-Partyraum gilt. Der ehemalige Vorstandschef von Eon, Wulf Bernotat, wartete entspannt auf „Julia“ und lobte ihr mediales Programm. Das sei „gewagt, aber inspirierend.“

Foto: Sergej Lepke

Hunderte von Künstlern, darunter auch Andreas Gursky mit Freundin Annika Franz, schoben sich durch die Gänge, denn Julia Stoschek widmet der in Paris lebenden Künstlerlegende Sturtevant ihre Räume. Auf Anweisung der 87-Jährigen hängt eine schwarzgelbe Tapete mit den vier Buchstaben „Kill“ als tödlichem Imperativ aus Tarantinos Film „Kill Bill“ an der Wand. Vor diesem fast schon bösen Plakat lässt sich die Museumschefin nur zu gern ablichten. Auf die Frage, was sie von der Quadriennale halte, kommt die enthusiastische Antwort: „Das ist eine großartige Geschichte. Die Kunstsammlung zeigt die klassische Moderne mit dem spektakulären Werk von Malewitsch, und wir haben mit Sturtevant die radikalste Position in der Gegenwart. Ihr Spätwerk ist eine einzige Überraschung.“ Pflanzenkünstlerin Tita Giese meinte: „Das ist das Beste, was die Quadriennale bieten kann.“

Der Andrang in K 20 war nicht minder groß. 1700 Besucher waren es in den drei Eröffnungsstunden. Am Sonntag bildeten sich Schlangen am Eingang. Es gab aber auch Kritik. Viele Menschen in der Schau von Olaf Eliasson staunten über die Installation in der großen Halle, wussten aber nichts damit anzufangen. Und niemand gab ihnen eine Erklärung dazu.

Eine Kritik grundsätzlicher Art äußerte Museumschefin Bettina Paust aus Moyland. Sie hatte vier Ausstellungen besucht und ärgerte sich, dass sie nicht mehr geschafft habe: „Ich finde es toll, was jedes Ausstellungshaus aus dem recht allgemeinen Thema ,Über den Morgen hinaus’ macht. Aber so viele Eröffnungen auf einmal übersteigen einfach die Aufnahmefähigkeit des Besuchers. Man hätte die Eröffnungen entzerren sollen.“ Paust hatte auch noch eine weitere Anmerkung zu machen: „Manche Eröffnungsreden sind viel zu lang. Da lobe ich mir die Akademiegalerie, weil sie ganz ohne Reden auskommt und einfach die Tür am Burgplatz öffnet.“

Beifall gab es im KIT am Mannesmannufer, wo die Videokünstlerin Pauline M’Barek einen sehr suggestiven Videoraum inszeniert. Auf Schritt und Tritt fallen das Schwarze ihrer Pupille mit dem Objektiv der Kamera zusammen. CDU-Kulturexperte Alexander Fils lobte, dieser Raum sei ein „Highlight“. Künstler Martin Pfeifle hämmerte derweil der KIT-Chefin Gertrud Peters ein: „Endlich sind all die störenden Aufbauten weggelassen. So einen Raum muss man für sich wirken lassen.“ Pfeifle gab noch einen Rat: „Eine Ausstellung mit einer guten Künstlerin ist besser als mit einem Dutzend mittelmäßiger Studenten.“

Überall herrschte Andrang. 1600 Besucher waren es im Kunstpalast. Die Party im NRW-Forum ab 22 Uhr war rappelvoll und dauerte bis weit in den Sonntagmorgen hinein. Nur in K 21 mangelte es an Zulauf. Hier meinten selbst Freunde der Kunstsammlung hinter vorgehaltener Hand, man solle den berühmten Ausstellungsmacher Julian Heynen nicht länger bei voller Bezahlung aufs Abstellgleis schieben.

Am Sonntag schoss wie stets die Galerie Hans Mayer mit den sprechenden Mündern des Tony Oursler den Vogel ab. Dort traf man dann auch am ehesten internationale Gäste.

Wenn es nach den Teilnehmern geht, wird dies nicht die letzte Quadriennale sein. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hat indes eine Messlatte aufgestellt: „Es müssen mindestens 250 000 Besucher sein, sonst werden wir dieses Festival noch einmal überdenken.“