Interview Sol Gabetta: Ein Stammgast in Düsseldorf

Düsseldorf · Die vom Publikum und Fachwelt geliebte Cellistin spielt am 14. Dezember erneut in der Tonhalle. Im Interview spricht sie über ihre besondere Beziehung zu Düsseldorf.

Sol Gabetta spielt am Freitag wieder in der Tonhalle Düsseldorf. Auf dem Programm steht Weinbergs Cellokonzert.

Sol Gabetta spielt am Freitag wieder in der Tonhalle Düsseldorf. Auf dem Programm steht Weinbergs Cellokonzert.

Foto: Julia Wesely

Die argentinische Cellistin Sol Gabetta war schon am 27. November bei den Heinersdorff-Konzerten in Düsseldorf zu Gast. Am Freitag kann man sie erneut in der Tonhalle erleben. Diesmal wird sie mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France unter der Leitung von Mikko Franck das Cellokonzert von Mieczyslaw Weinberg spielen. Eine gute Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.

Sie sind ein Stammgast in Düsseldorf, kommen am 14. Dezember erneut in die Tonhalle. Haben Sie persönlich eine besondere Beziehung zu Düsseldorf?

Sol Gabetta: Das ist eine ganz besondere Situation jetzt. Dieses Jahr bin ich mit drei verschiedenen Programmen in deutschen Städten zu Besuch. Das ist eher rar, dass man so nah beieinander vom Datum her plötzlich wieder in der gleichen Stadt ist. Ich genieße es sehr, in Düsseldorf zu spielen, das ist ein sehr angenehmer Saal und auch ein sehr schönes Publikum. Diese Nähe von den Zuhörern an der Bühne, diese wunderbare Kuppel, das ist schon ganz besonders.

Sie werden das relativ unbekannte Konzert für Violoncello und Orchester c-Moll op. 43 des polnischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg interpetieren. Können Sie uns etwas darüber erzählen?

Gabetta: Weinberg war ein Schüler und auch guter Freund von Dmitri Schostakowitsch. Er wurde auch wahrscheinlich sehr beeinflusst von seiner Musik. Es wird oft gesagt, dass seine Musik ein wenig in Schostakowitschs Richtung gehe. Ja, minimal, könnte man sagen, wenn man etwas über seine Musik sagen muss, aber seine Partituren nicht so gut kennt. Aber er hat eigentlich seine wirklich eigene Sprache gefunden. Er hat sehr lange Bögen, seine Konzerte und Stücke sind eher noch ein wenig mehr romantisch für die Zeit. Seine musikalischen Themen sind sehr kantabel. Er hat viel mehr jüdische Volksmusik in seinen Themen. Er ist schon anders als Schostakowitsch, finde ich. Es klingt für die Zeit viel harmonischer. Für mich ist es das erste Mal, dass ich eine Tournee mit diesem Weinberg-Stück mache.

Ihr Dirigent an diesem Abend wird Mikko Franck sein. Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit ihm?

Gabetta: Ich arbeite sehr eng mit ihm zusammen. Ich habe schon einige Projekte in Frankreich mit ihm gemacht. Ich habe dieses Jahr wahrscheinlich fünfzehn, sechzehn mal mit ihm gespielt, das ist natürlich unglaublich viel. Ich genieße die Zusammenarbeit sehr mit ihm. Von der neuen Dirigentengeneration ist er für mich einer der Interessantesten. Es gibt natürlich auch andere Dirigenten, mit denen ich sehr gerne zusammenarbeite, aber Mikko Franck ist eine von diesen Personen, die eine bestimmte Genialität im Kopf haben, die nicht so oft zu finden ist. Er kennt in Bezug auf das Repertoire keine Grenzen, ist offen für alles. Er beschäftigt sich ziemlich intensiv mit dem Solostück des Programms und eben nicht nur mit den „Symphonien“. Er nimmt sich die Zeit. Das Konzert mit ihm wird sehr stark.

Wie entstehen die Programme, die Sie auf Ihren Tourneen spielen?

Gabetta: Das Konzert von Weinberg in das Programm einzubringen, war schon ein bisschen schwieriger. Es ist zwar ein bisschen schwieriger, als ein Schumann- oder ein Dvořák-Konzert zu bringen, aber auch nicht unmöglich. Das Publikum kommt, wenn es Vertrauen in einen Solisten hat, auch für ganz viele weniger bekannte Stücke. Weinberg ist zwar vielleicht für viele unbekannt, aber es ist keine „moderne“ Musik. Deswegen ist es auch kein Problem. Ehrlich gesagt, auch neue Kompositionen – ich mache nächstes Jahr eine Tournee mit Wolfgang Rihm – überraschen das Publikum immer wieder sehr positiv. Wenn der Interpret überzeugt ist, dann ist auch das Publikum überzeugt. Ich habe zum Beispiel in Düsseldorf damals Peteris Vasks Cellokonzert aufgeführt – allerdings schreibt er weniger „modern“. Das Publikum ist am Anfang schon vorsichtiger gewesen, aber war am Ende sehr begeistert. Wenn man an die Musik glaubt, sollte man sich überraschen lassen, es kann nur eine interessante positive Überraschung sein.

Konzert am 14. Dezember um 20 Uhr in der Tonhalle.