Streit über Fettecken-Schnaps: Beuys-Witwe entsetzt
Düsseldorf (dpa). Keine Schnapsidee: Die Verarbeitung einer der berühmten Fettecken von Joseph Beuys zu hochprozentigem Alkohol hat zu einem Streit mit der Witwe des Künstlers geführt.
Eva Beuys verurteilte die Aktion dreier Künstler in Düsseldorf als „unglaubliche Unverschämtheit“. „Das Urheberpersönlichkeitsrecht meines Mannes wurde in gemeiner Weise verletzt“, sagte Beuys der „Bild“.
Vor Gericht ziehen wolle sie aber nicht. „Das sind dumme, unfein empfindende Menschen.“ Die Künstler Markus Löffler, Andree Korpys und Dieter Schmal hatten im Museum Kunstpalast aus den über 30 Jahre alten Fettresten erst 80-prozentigen Alkohol gebrannt und diesen dann zu 50-prozentigem Schnaps verdünnt. Besucher der Aktion durften den Schnaps probieren. „Das ist nicht irgendein Blödsinn, den wir uns ausgedacht haben“, sagte Korpys am Mittwoch. „Das ist auch kein Spaß gegenüber Joseph Beuys.“ Vielmehr ordne sich die Aktion in das Werk der Künstler ein, die schon aus einer Schokoladenbüste von Dieter Roth und aus blauen Farbpigmenten von Yves Klein Schnaps hergestellt haben.
Außerdem sei Beuys ein „Verfechter der Freiheit der Kunst“ gewesen. „Von daher müsste sie (Eva Beuys) es locker nehmen.“ Die drei Künstler finden, dass sie im Geiste des 1986 gestorbenen Ausnahmekünstlers Beuys gehandelt haben. Die Reste der Fettecke hatte Beuys-Schüler Johannes Stüttgen zur Verfügung gestellt, auf dessen Wunsch Beuys 1982 die Fettecke in seinem Professorenatelier in der Düsseldorfer Kunstakademie angebracht hatte. 1986 nach dem Tod von Beuys hatte ein Hausmeister die Fettecke entfernt.
Das Künstler-Trio hatte lange mit Stüttgen über die geplante Aktion gesprochen und erklärt, dass sie Kunst „nicht einfach zerstören, sondern rekreieren“. Über Stüttgen äußerte sich Eva Beuys besonders erbost: „Er wollte diese Fettecke unbedingt haben, hat sich von mir in einem Schriftstück bestätigen lassen, dass es ein Original und ein Kunstwerk ist. Stüttgen habe aus dem Werk „eine Farce gemacht, gegen die mein Mann sich nicht mehr wehren kann“. Auch Beuys' Tochter Jessica äußerte sich gegenüber „Bild“ verstimmt: „Gerade dieses Kunstwerk war für meinen Vater in Form und Farbe ein Sinnbild der Reinheit.“
Inzwischen ist auch klar, was für ein Fett Beuys bei der Herstellung der Fettecke verwendet hatte: Es war laut einem damaligen Gutachten des Restaurierungszentrums der NRW-Landeshauptstadt Winterbutter, die wohl wegen ihrer etwas festeren Konsistenz besser zur Verarbeitung geeignet war als Sommerbutter. Die Fläschchen mit dem „Kunstgeist“ der drei Künstler werden noch bis 10. August in der Ausstellung „Kunst und Alchemie“ im Kunstpalast gezeigt.