Theatermuseum: Frank Labussek bittet aufs rote Sofa

Kulturwissenschaftler will mit seiner neuen Reihe im Theatermuseum über Düsseldorfs Welt der Künste aufklären.

Theatermuseum: Frank Labussek bittet aufs rote Sofa
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Das Sakko sitzt, die Brille rückt Frank Labussek zurecht und wirft mit einer kurzen Bewegung seine gar nicht so langen Haare zurück. Er ist bereit fürs Gespräch. Dabei gefällt ihm die Rolle bei weitem nicht so gut, wie die, die er seit einigen Wochen auf dem Podium im Theatermuseum spielt. Denn eigentlich ist er derjenige, der die Fragen stellt, der im Gespräch auf diesem roten Sofa im Scheinwerferlicht bestimmt, was wichtig, interessant und unterhaltsam ist. Und dabei ist der Spot nicht so sehr auf ihn sondern auf den jeweiligen Gast gerichtet.

Die Antwort auf die Frage, warum der Kulturwissenschaftler die Reihe „Das rote Sofa - Theater im Gespräch“ aufgelegt hat, beantwortet er erstaunlich schlicht: „Weil es so etwas in Düsseldorf nicht mehr gibt.“ Seit Jahren arbeitet der 55-Jährige freiberuflich in dem kleinen Haus am Hofgarten. Alfred Biolek habe solche Abende mal eine Weile in der Komödie an der Steinstraße angeboten.

In dieser Nische will Labussek nun Persönlichkeiten aller Sparten und interessiertes Publikum im Gespräch zusammenbringen. „Der Sinn liegt für mich darin, von der Individualität des Gastes zum Wissen über und zum Verständnis für die Bühne zu kommen“, sagt der studierte Theaterwissenschaftler. Aufklärungsarbeit ist ein Wort, das er nennt und zugleich als etwas hochgestochen wieder relativiert wissen will. Aber er möchte informieren und den Zuschauern die Möglichkeit bieten, in den Theaterhäusern der Stadt auch überprüfen zu können, was sie bei ihm hören.

Worauf es Labussek ankommt, hat etwa Anton Bachleitner vom Düsseldorfer Marionettentheater vorgeführt. Zwischen den beiden Gesprächspartnern saß eine Puppe. Dass Marionettentheater weit mehr als nur ein Kinderspiel ist, habe sich eindrucksvoll gezeigt, als er Bachleitner aufgefordert habe, Freude, Zorn und Übermut auszudrücken. Anders als Biolek hangelt sich Labussek nicht von Karte zu Karte und von Thema zu Thema. „Ich habe den Gesprächsverlauf im Kopf, kann aber immer auch davon abweichen.“ Zudem zeige er Ausschnitte aus Produktionen der Prominenten oder die Künstler singen und spielen live vor dem Publikum.

Eine Stunde gibt er sich und seinem Gast. Labussek ist ein Liebhaber der Sache, Kantinenklatsch und Intimitäten will er nicht ausbreiten. „Da wäre ich sehr verlegen“, sagt er. Sein Format soll eben gerade kein schnelles Interview sein, bei dem der Befragte plötzlich etwas sagt, was ihm später leidtut. „Wir gehen auch nicht nach der Quote. Mein Anspruch ist es, denen zu genügen, die da sind.“ Die Erfahrungen der ersten drei Abende der Reihe zeigen, dass bis zu 45 Besucher ins Theatermuseum kommen.

Bevor er neben dem Künstler auf dem roten Sofa Platz nimmt, hat Labussek sich akribisch vorbereitet. Seit 1970 besucht er in Düsseldorf die meisten Oper- und Schauspielaufführungen, er pflegt ein privates Archiv und aktualisiert, was er über seinen Gesprächspartner weiß. Vorab trifft er sich mit den Künstlern, prüft, ob jemand ein „Plauderer oder ein Zauderer“ ist. Auf Absprachen, wie der Abend dann tatsächlich abläuft, lässt er sich indes nicht ein. Das müssen seine Gäste schon ihm überlassen, sagt er. „Alles andere wäre ja stinklangweilig.“