Wenn Schauspieler in die Tanzschule gehen müssen

Heidi Mahler und Max Claus lernen bei Tanzlehrer Roman Frieling für ein neues Stück in der Komödie.

Foto: David Young

Düsseldorf. „Eins, zwei, eins, zwei, drei. Tamtamtam, ja das sieht gut aus. Und jetzt — Valentino! Kopf, Heidi! Kooopf.“ Tanzlehrer Roman Frieling donnert seine Befehle in den Raum, als gelte es, eine Schlacht zu gewinnen. Heidi Mahler und Maximilian Claus können mit den herben Ansagen umgehen und parieren. Die Schauspieler sind ein bisschen außer Puste, aber der Tango klappt, sie sind zufrieden. „Es ist gut, dass er so brüllt“, sagt Heidi Mahler. „Dann fühle ich mich sicher, denn ich weiß, was ich besser machen muss.

Sie und Maximilian Claus bereiten sich auf die Premiere am 4. Februar vor, wenn sie in dem Stück „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“ auf der Bühne in der Komödie an der Steinstraße stehen. Claus spielt den italienischen Tanzlehrer Michael Minetti, der Lily Harrison (Heidi Mahler), einer pensionierten Lehrerin, Swing und Tango beibringt. Lily stammt aus einem konservativen Baptistenmilieu, er liebt das Drama. Natürlich kracht es heftig zwischen den beiden, trotzdem geben sie auf dem Parkett ein harmonisches Paar ab, und schon bald verstehen sie sich zusehends besser.

So rosig will es der Plot eines Boulevardstücks nun mal haben. Ein allzu vordergründiges Techtelmechtel vom Niveau „Junger Mann ist verrückt nach alter Frau, weil sie ihn an seine Mutter erinnert“ hat der Autor des Stücks seinen Hauptfiguren erspart. Weswegen sich nach Ansicht von Heidi Mahler eine gewisse Tiefe in der Komödie ergibt. „Für mich ist das eine Liebesgeschichte“, sagt sie. „Nichts Erotisches, aber doch Liebe.

Die 69-Jährige kennt das Stück, hat die Rolle der Lily schon vor zwei Jahren gespielt und erlebt, welche körperliche Anstrengung mit den Proben verbunden ist. „Morgens Sprechtheater, nachmittags Tanz. Ich habe vier Kilo verloren, aber es macht Spaß.“ Auch, weil Claus ebenso wie selbst über ein gutes Takt- und Körpergefühl verfügt. Seine Schrittfolge schaute er sich zunächst in Videomitschnitten an, bis Roman Frieling in sein Leben trat und aus ihm einen galanten Tangotänzer formte, auch wenn „Heidi ein bisschen mehr führt“ als Claus.

Zum Ausbildungsprogramm eines Bühnenschauspielers gehören Standardtänze nicht. „Wir hatten tänzerische Gymnastik“, sagt Claus. „Aber die war nicht beliebt, vor allem Jungs haben sich häufiger krank gemeldet.“ Er hingegen habe sich seinem Schicksal ergeben, und dies sogar ganz gerne. „Das hat wohl mit meinen Eltern zu tun. Sie haben beide getanzt und anscheinend liegt das im Blut.“