Komödie Der Schutzpatron der „kleinen Leute“ macht Karriere
Düsseldorf · Viel Jubel für Willi Winzig im Stück „Wem Gott ein Amt gibt“ in der fast ausverkauften Komödie. Allen Freunden zündender Dialoge empfohlen.
Minister kommen und gehen. Willi Winzig bleibt. Der Prototyp des kleinen Finanzbeamten mit großem Herz für Menschen in der Bredouille. Erfunden und gespielt vor 50 Jahren von Heinz Erhardt - dem damaligen Erz-Komödianten und Liebling der deutschen Fernsehnation. Im Finanzministerium muss der Ärmste Anträge auf Zuschüsse und allerlei Bettelbriefe bearbeiten und lautstark abstempeln. Doch gerne hilft er dabei - lautlos und insgeheim - Bürgern, die in der Klemme stecken.
Doch kurz vor seiner Pensionierung gerät der Schutzpatron der Kleinen Leute selber in Schwierigkeiten und entfacht eine Reihe von Irrungen und Wirrungen in seinem Büro, von denen auch der gerade ernannte Minister erfasst wird. Trotz offener Peinlichkeiten befördert Letzterer den verdutzten Willi noch zum Amtsrat. Eine Paraderolle, damals für Heinz Erhardt, heute für Christof Düro: Er macht sich in dem Stück „Wem Gott ein Amt gibt“ seinen eigenen Reim auf Willi Winzig. Er bringt zwar die legendären Wort-Spiele von Heinz Erhardt und die Sprach-Zerlegungen süffig über die Rampe, hütet sich aber davor, Heinz Erhardt als Typen zu kopieren.
Düro trumpft nach allen Lustspiel-Regeln auf, nimmt sich und seine acht Mitspieler in urkomischen Situationen auf die Schippe. Und erntet dafür - bei der Premiere in der nahezu ausverkauften Komödie - Jubel und Bravorufe. Alle Slapsticks und Kalauer, wie auch die acht weiteren Mimen sprechen dafür, dass dies ein Kassenknüller wird und damit der Komödie eine finanzielle Verschnaufpause beschert.
In der Regie von Peter Millowitsch (dem Sohn des köllschen Volkstheater-Prinzipals Willy Millowitsch) dreht Düro ganz schön auf. Auf skurrilen Humor und sichere Pointen getrimmt - so spielt sich der Berliner Schauspieler im Sauseschritt frei. Dabei beleuchtet er differenziert die Facetten eines rechtschaffenen Staatsdieners, der sich seinen gesunden Menschenverstand bewahrt hat. Und mutiert im Laufe des Zwei-Stunden-Abends zum neckisch verklemmten Original, der, wie ein schüchterner Pennäler, seine Liebe zu einer Bittstellerin, Fräulein Dr. Kubin (Verena Wüstkamp), entdeckt. Winzig, der sich nur äußerlich als braver Bürohengst in Beamten-Grau und mit den einst obligatorischen Armschonern geriert, schert sich einen Teufel um politische Korrektheit. Er tut so, als ob er verrückt wäre. Klar, dass er mit diesen Spielchen bei Ministerialbürokraten wie Dr. Senn (Dustin Semmelrogge) und Herr Doleschall (näselnd arrogant: Michael Schäfer) aneckt. Und Letztere in abenteuerliche Situationen hinein manövriert. In 15 Dienstjahren erlebt Willi Winzig bereits den 17. Finanzminister. Doch dieser Minister Kuhland (schlaksig, mit trockenem Humor und der Typ Papa Gutmut: Alexander von der Groeben) macht dem Schlitzohr Willi nicht die Hölle heiß, sondern befördert ihn noch. So gibt’s nicht nur ein Happy End, sondern auch einige Überraschungen. Fazit: Zu empfehlen nicht nur Erhard-Nostalgikern, sondern allen Freunden zündender Dialoge und aberwitziger Situationen…
Bis 22. März. Tickets: Tel 133 707,