„Kunst gegen Bares“: Anarchie trifft Sparschwein

Acht Künstler, acht Schweinchen, eine Bühne. Mehr muss es nicht sein bei „Kunst gegen Bares“.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Düseldorf. Die acht Hauptdarsteller stehen aufgereiht vor der Bühne. Sie sind schneeweiß und haben Ringelschwänzchen. Am Ende entscheiden die Porzellan-Schweinchen darüber, wer das Kapitalisten-Schwein des Abends wird. Darum geht es bei „Kunst gegen Bares“. Aber eigentlich auch nicht.

Rund 60 Neugierige sind am Mittwochabend bei strahlendem Sonnenschein in den malerischen Biergarten Vier Linden im Volksgarten gekommen. Die meisten sind Wiederholungstäter und wissen, was gleich auf der Bühne passieren wird. Erwarte das Unerwartete. Alles ist möglich, nichts muss. In Düsseldorf allerdings finden die ganz schrägen Acts nicht statt. Musik und Wortbeiträge halten sich die Waage. „Gefühlte“ sieben Minuten darf jeder der acht Künstler machen, was er will. Jeder hält sich daran, Moderator Tim Perkovic kann sich aufs Moderieren konzentrieren.

Vera braucht dringend seine Unterstützung. Die junge Sängerin spielt an ihrem Keyboard Selbstkomponiertes und ist bei ihrem zehnten Konzert (Perkovic: „Der zehnte Auftritt ist immer sehr wichtig“) sichtlich nervös. Dann macht sich auch noch das Mikro selbstständig und rutscht nach unten. Vera muss abbrechen. „Du siehst aus wie Pocahontas“, baut Tim die junge Dame mit den langen schwarzen Haaren wieder auf. Niemand im Publikum lacht, stattdessen gibt es Applaus von allen, als Vera noch einmal anfängt und dann ihre beiden Songs prima zu Ende spielt. Eine absolut entspannte Veranstaltung, auf und vor der Bühne.

Da kann man mal etwas ausprobieren. Marko ist eigentlich DJ und dreht am Plattenteller. Auf der Bühne im Biergarten versucht er sich als Stand-Up-Comedian. So richtig will der Funke nicht überspringen, obwohl die Kunst-gegen-Bares-Gemeinde brav klatscht. Ein bisschen enttäuscht geht er von der Bühne. „Ich hätte auch noch ein paar andere Gags gehabt, aber es sind zu viele Frauen im Publikum“, verrät er vielsagend.

Ganz anders Deutsch-Türke Bora, der schon am Abend zuvor in Neuss aufgetreten ist und sozusagen voll im Saft steht. Der erzählt davon, wie schrecklich es ist, wenn man mit seinen Eltern auf Facebook befreundet ist, die auch peinlichste Dinge liken. Und beendet seinen Vortrag mit einer schrägen Hitler-Parodie. Das kommt an und man merkt, dass Bora offenbar schon manches Sparschweinchen geschlachtet hat. Am Ende darf er sich als Kapitalistenschwein des Abends feiern lassen. Ein ganz knapper Sieg, nur neun Cent trennen ihn vom zweiten Platz.

Bora freut sich, aber auch die anderen Künstler sind kein bisschen traurig. An einem anderen Abend hätte vielleicht Pianist Luc den Sieg davon getragen, der zwei anspruchsvolle Eigenkompositionen am Klavier präsentierte. Oder Wortakrobat Sven, der Poetry-Slammer. Am Ende haben sie alle zu dem beigetragen, was die Show ausmacht. Ein buntes großes Ganzes mit Überraschungseffekt. Mit einer Prise Anarchie und in ganz lockerer Atmosphäre

Dazu passt, dass der große Grill von allen genutzt werden kann, die sich ihr Fleisch selbst mitbringen. Und wer brav futtert, packt auch sein Handy nicht aus. Das wird nämlich nicht gern gesehen, da greift Moderator Tim auch schon mal ein. Wer genug Kleingeld in der Tasche hat: Im Sommer findet Kunst gegen Bares jeden Mittwoch um 20 Uhr im Volksgarten statt.