Lego-Prozess endet mit Freispruch

Versuchter Mord konnte dem Angeklagten nicht nachgewiesen werden. Verurteilt wurde er aber wegen Drogenhandels.

Foto: Daniel Reinhardt

Im Zweifel für den Angeklagten — so endete gestern der so genante „Lego-Prozess“ vor dem Landgericht. Dem 40 Jahre alten Angeklagten konnte nicht nachgewiesen werden, dass er im April diesen Jahres seine Freundin aus dem zweiten Stock eines Hauses an der Rethelstraße gestoßen hatte. Vielmehr kann nicht ausgeschlossen werden, dass die 25-Jährige sich selbst mehr als sechs Meter in die Tiefe gestürzt hatte. Auf freien Fuß kam der Mann trotzdem nicht. Denn er wurde wegen gewerbsmäßigem Handel mit Drogen zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. In der Wohnung waren mehr als 17 Gramm Kokain und eine Feinwaage gefunden worden.

Überregional für Aufsehen sorgte der Prozess, weil der Vorsitzende Richter Rainer Drees den Tatort selbst maßstabsgerecht mit Lego-Steinen nachgebaut hatte. An dem Modell erklärte ein Professor für Biomechanik, was sich in der Wohnung ereignet haben könnte. Am plausibelsten erschien ihm die Variante, dass die junge Frau selbst gesprungen ist. Das war eines der Argumente, mit denen der Freispruch begründet wurde.

Außerdem seien einige Aussagen des Opfers, das bei dem Sturz bleibende Schäden davontrug, nicht überzeugend gewesen. So hatte die 25-Jährige behauptet, sie wäre praktisch eingesperrt gewesen. Das hätten mehrere Zeugen widerlegt. Motiv für den Sprung könnte sein, dass die Frau mindestens 1000 Euro aus der Wohnung mitgenommen hatte und dem Angeklagten, der sich im Treppenhaus aufhielt, auf keinen Fall begegnen wollte.

Enttäuscht war Opfer-Anwalt Wolfgang Steffen: „Das Urteil ist eine Katastrophe für meine Mandantin. Ich werde in Revision gehen.“ Das tut auch der Staatsanwalt, der über elf Jahre Haft gefordert hatte.