Lohausen: Messebauer Erberich kämpft ums Überleben

Warum das Düsseldorfer Traditionsunternehmen in finanzielle Schieflage geraten ist.

Lohausen: Messebauer Erberich kämpft ums Überleben
Foto: Erberich GmbH

Düsseldorf. Die Meldung über den Insolvenzantrag des Düsseldorfer Messebauers Erberich vor wenigen Tagen ließ aufhorchen: Am florierenden Messestandort der Landeshauptstadt geht ausgerechnet einem 50 Jahre am hiesigen Markt etablierten und namhaften Traditionsunternehmen mit 47 Mitarbeitern das Geld aus? „Das ist immer eine Summe von Gründen“, erklärt Geschäftsführer Joachim Baum.

Angedeutet habe sich die Entwicklung bereits mit dem Niedergang der Igedo in Düsseldorf. „Wir hatten in den 90er Jahren sechs Veranstaltungen im Jahr und dort zwischen 6000 bis 8000 Quadratmeter an Ständen“, erläutert der 58-Jährige, der seit 1993 für die Geschäfte von Erberich verantwortlich ist.

Später sei der Konkurrenzdruck aus Osteuropa hinzugekommen. Und dies in einer Zeit, als immer mehr Messekunden auf individuelle statt systemorientierte Stände gesetzt hätten. „Die geschreinerten Stände waren plötzlich die wertigeren“, sagt Baum und ergänzt. „Deshalb haben wir auch damit angefangen.“ Problematisch seien hierbei nicht die Materialkosten, sondern die Arbeitsleistung geworden. 70 bis 80 Prozent der Kosten hätten die Löhne ausgemacht — und wegen des deutlich geringeren Lohnniveaus in Osteuropa habe Erberich immer häufiger den Kürzeren gezogen. Eine weitere Entwicklung habe sich dazugesellt: Immer mehr Verträge seien geplatzt.

Wie es für die Düsseldorfer Firma weitergeht, weiß Baum noch nicht. „Wir sind immer noch in Gesprächen und konnten unseren Mitarbeitern noch kein Konzept vorstellen.“ Gemeint ist die Suche nach Geldgebern und damit eine wahrscheinlich einhergehende Umstrukturierung. Insolvenzverwalter Georg Kreplin glaubt fest an eine Sanierung. Der Betrieb werde wie gewohnt weitergehen. Die Löhne für die Mitarbeiter würden über das Insolvenzgeld ausgezahlt. Bestehende Aufträge und Lieferzusagen seien nicht gefährdet.

Möglich sei der Verkauf von Unternehmensteilen und die Übertragung von Vermögenswerten auf eine neue Gesellschaft. Aber auch von einer neuen Organisation und Verbesserung betrieblicher Prozesse und Abläufe ist die Rede.

„Wir müssen uns neu orientieren“, sagt Baum. „Wir müssen noch mehr zu den konventionell geplanten Ständen.“ Um dem Konkurrenzdruck zu entgehen, müsse man womöglich auf kleinere Stände setzen, die sich für Firmen beispielsweise aus Polen nicht lohnten.

Zudem habe man sich zu sehr in die Abhängigkeit des Düsseldorfer Standortes begeben. „Wir müssen kundenorientierter werden und mehr für andere Messestandorte produzieren.“