Medizin: Nach zehn Jahren verpflanzt die Uni wieder ein Herz

In der Brust des 27-Jährigen Mathias Szabo schlägt nun das Herz eines Fremden.

Düsseldorf. Der ersehnte Anruf geht am 29. September in der Herzchirurgie der Uni-Klinik ein. Sofort machen sich Ärzte per Flieger auf den Weg nach Süddeutschland.

Während das eine Team dem hirntoten, aber organisch gesunden Spender das Herz entnimmt und nach Düsseldorf funkt "Es passt, wir nehmen es", rollt das andere Mathias Szabo in Düsseldorf in den OP und legt ihn in Narkose. Etwa drei Stunden später hat der 27-Jährige ein neues Herz - ein neues Leben.

Szabo ist der erste Herztransplantations-Patient der Düsseldorfer Uni-Klinik seit 2001. Nur 20 Tage nach dem Eingriff präsentieren die Ärzte ihren noch etwas wackeligen Erfolgspatienten stolz der Öffentlichkeit: "Es ist gut, dass wir wieder an die Tradition anknüpfen können", sagt der ärztliche Direktor der Uni-Klinik, Wolfgang Raab.

Eine Erklärung, warum es zehn Jahre lang keine Herztransplantationen in Düsseldorf gab, bleibt er aber schuldig: "Dann müsste ich über einzelne Personen spekulieren, und das möchte ich nicht."

Die Aussage ist vielsagend, besonders weil Raab den Leiter der Kardiologie, Malte Kelm, und den Chef-Herzchirurgen Artur Lichtenberg für ihre "tolle Zusammenarbeit" lobt. Beide sind seit 2009 an der Uni-Klinik.

Mathias Szabo ist es egal, dass er der erste Patient nach Wiederaufnahme der Herztransplantationen ist. "Ich habe mir einfach nur gewünscht, dass ich ein Herz bekomme." Nötig hatte der junge Mann das neue Organ wegen einer zunehmenden Herzschwäche.

"Zuletzt war jede Bewegung eine Kraftanstrengung für ihn, er konnte nur noch liegen", sagt Lichtenberg. Und der Kardiologe Ralf Westenfeld fügt hinzu: "Wir haben jeden Tag beraten, ob wir es riskieren, noch einen Tag zu warten, oder schon zu Plan B - einem Kunstherz - übergehen."

Dann ließ die Deutsche Organspender Stiftung, die die Spenderorgane koordiniert, das Telefon klingeln, und alles ging ganz schnell.

"Wir haben ein Zeitfenster von etwa vier Stunden nach der Entnahme, dann sollte das Herz in der Brust des Empfängers schlagen", sagt Udo Boeken, der das Entnahme-Team leitete, über die logistische Herausforderung einer Herztransplantation.

Szabo muss nun seine Muskeln wieder aufbauen und über Jahre Medikamente nehmen, damit sein Körper das neue Herz nicht abstößt. Vielleicht kann er schon bald wieder als Krankenpfleger arbeiten und Tischtennis spielen - wie früher.

Psychisch hat der Dorstener das Organ schon angenommen: "Es ist ein anderes Gefühl, das Herz eines Fremden zu haben, aber es schlägt besser und ich bekomme Luft." Lichtenberg sagt: "Wenn alles gut läuft, kann er wieder ganz normal leben."