Messe-Unfälle: Strafe für Bauleiter

Drei Bauingenieure saßen am Donnerstag auf der Anklagebank.

Düsseldorf. Unglaubliche Zustände müssen auf der Baustelle beim Abbruch der Messehalle 4 vor zwei Jahren geherrscht haben.

Ohne jeden Schutz wurden mit einem Mini-Bagger die asbesthaltigen Wände abgerissen, Schweißer waren ohne Spezialkleidung bei der Arbeit, es gab keine richtige Beleuchtung, Leitern waren wackelig und Treppen hatten kein Geländer.

Das kam am Donnerstag bei einem Prozess vor dem Amtsgericht heraus, wo sich drei Bauingenieure (37, 50 und 60 Jahre alt) verantworten mussten, weil sie gegen das Arbeitsschutzgesetz verstoßen haben sollen.

Die Messe hatte den Auftrag an eine Baufirma übergeben, die wiederum Subunternehmer eingesetzt hatte. Der 60-jährige Bauingenieur war als Gesundheits- und Gefahren-Koordinator beim Abbruch eingesetzt.

Er berichtete, dass es zwei schwere Unfälle gegeben habe. Ein Arbeiter hatte sich den Finger gebrochen, ein Kollege den Arm. Bei der Untersuchung der Baustelle habe er eine Vielzahl von Mängeln festgestellt, die er auch an die Vorgesetzten weitergab.

Nachdem die Unfälle gemeldet wurden, überprüfte der Regierungspräsident zusammen mit der Polizei im Juli 2011 die Baustelle. Und stellte dabei fest, dass die Arbeiter ohne jeden Schutz dem Asbest ausgesetzt waren. Dem Gesundheits-Koordinator war das noch gar nicht aufgefallen: „Weil alle ungeschützt auf der Baustelle waren, dachte ich, man hätte mit diesen Arbeiten noch gar nicht angefangen.“

Die anderen Bau-Ingenieure erhoben Vorwürfe gegen die Messe. Bei der Ausschreibung sei nicht genügend darauf hingewiesen worden, dass es sich um asbesthaltige Wände handele. Eine schwere Schuld konnte den Angeklagten nicht nachgewiesen werden.

Der 50-jährige Bauingenieur, der die Gesamtleitung hatte, wurde zu einer Geldstrafe von 800 Euro verurteilt. Das Verfahren gegen den 37-Jährigen wurde eingestellt, er muss aber eine Geldauflage von 500 Euro zahlen. Für den Gesundheits- und Gefahren-Koordinator gab es einen Freispruch.